Erzwungene Monogamie abschaffen -Elternschaft-

Inhaltsverzeichnis

Erzwungene Monogamie abschaffen -allgemein-
Polyamorie als Gegenmodell zur Monoamorie
Was ist mit erzwungener Monogamie gemeint?
Erzwungene Monogamie abschaffen -Rechte und Pflichten in einer Poly-Ehe-
Erzwungene Monogamie abschaffen -Elternschaft-
Erzwungene Monogamie abschaffen -Erbschaftsrecht-

Das Thema Elternschaft ist im polyamoren/-gamen Kontext finde ich besonders spannend und ich denke, dass hier auch noch sehr viel Diskussionsbedarf herrscht.
Ein paar Stichpunkte:

  • Erweiterung der Anzahl der Erziehungsberechtigten/Sorgeverpflichteten auf mehr als 2?
  • Sollte es eine Obergrenze der Erziehungsberechtigung/Sorgeverpflichtung geben und bei wie vielen Personen liegt diese?
  • Könnte ein Neudenken der gesetzlichen Elternschaft auch anderen Beziehungsformen zum Beispiel Patchwork Familien helfen?
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Könnten wir uns darauf verständigen , statt von >Erziehungsberechtigten< von >Sorgeverpflichteten< ? Dann wäre nämlich alle Mitglieder einer polyamoren Familie automatisch zur Sorge verpflichtet . Das wäre dann einfach eine Neubelebung des Modells von der Großfamilie .

edit
Ich habe ganz vergessen , meinen Vorschlag zu erklären/begründen . Der Begriff der Erziehungsberechtigung ist ein Rudiment aus der Zeit , als Erziehung noch über autoritäre Regeln , Kontrolle und Strafe (nicht bzw nicht gut) funktionierte . Schon heute läuft das viel besser via Vorbilder und Vorbildwirkung und die Rechte sind eh (UN-Kinderrechtskonvention) bei den Kindern - Pflichten bekommen sie früh genug und permanent wachsend aufgebürdet . Ist Erziehung nicht von der >Aufzucht der Nachkommenschaft< hergeleitet in der alten deutschen Sprache und damit untauglich für ein neues Familienmodell ?

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Ich sehe keinen Grund das nicht zu ändern. Ich schreib mal beides in den Ursprungstext, falls es da Gegenargumente gibt, die mir im Moment unbekannt sind.
Aus meiner jetzigen Sicht spricht aber wie gesagt nichts dagegen in der Ini entsprechend Sorgeverpflichtete zu verwenden.

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@WUte ich muss zugeben, dass mein erster Impuls war :scream:. Für solche radikalen Vorstellungen bin ich anscheinend spontan zu konservativ und sicherheitsbedürftig :sweat_smile:. Leider glaube ich auch in diesem Kontaxt nicht an freiwillige Selbstverpflichtung. Mit dem etablierten System gibt es schon jede Menge Unterhaltsstreitigkeiten, die für mich dagegen sprechen, dass jedes Elternteil sich automatisch auch verpflichtet fühlt sich (wenigstens finanziell) um seinen Nachwuchs zu kümmern.
Aus meiner Sicht wäre es sinnvoll (unabhängig von poly) das Ehegattensplitting abzuschaffen und stattdessen ein BGE für Kinder einzuführen.

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@Thomas ich hab das mal zur Überschrift „Elternschaft“ verschoben. Klar möchten Kinder wissen von wem sie biologisch abstammen, aber Eltern können bekanntermaßen auch Menschen sein, die nicht biologisch verwandt sind. Unsere Kinder zum Beispiel hätten klar gewußt, dass sie nicht biologisch von mir abstammen, aber das bedeutet ja nicht, dass es nicht auch meine Kinder gewesen wären.

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Angesichts der Tatsache, dass manche Kulturen das anders machen und ich nicht behaupten würde, dass irgendwas in der Art „angeboren“ oder sonst wie in irgendwelchen Genen stecken könnte, würde ich mal sagen: „Nein.“ - Aber das ist nur eine reine Vermutung, überzeug mich gern von was anderem :smiley:
Ausserdem kommt es ja auch vor, dass schon vor der Geburt feststeht, dass es ein alleinerziehendes Konstrukt werden wird - diese Fälle würden da ja auch nicht reinpassen :thinking:

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Verlangen Kinder nicht zwei ganz konkrete Erzeuger? Ist dies nicht das erste Bedürfnis nach „Sicherheit“?
Ich gehe von der natürlichen Befruchtung aus. Und wenn das jemand anders erklärt, ich beschäftige mich damit.

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Aus Sicht einer Biologin:

  • Klar haben Kinder biologisch gesehen genau zwei Eltern, von einem stammt die Eizelle, vom anderen die Samenzelle.
  • Wer die Mutter ist ist selten zweifelhaft, beim Vater sieht es ganz anders aus. Daher haben Männer Angst, dass die Frau körperlich fremd geht, Frauen hingegen eher, dass er sich in eine andere verliebt und damit die Versorgung ihres Nachwuchses gefährdet ist. Beides sind psychische Mechanismen, die genetisch die Weitergabe der eigenen Gene sicherstellen sollen und sich bei Befragungen u.ä. auch nachweisen lassen.
  • Es gibt aber weitere biologische Mechanismen, die eine große Rolle spielen. Das ist vor allem die Bindung des Kindes an die betreuenden Personen und umgekehrt. Und das funktioniert sogar über Artgrenzen hinweg, wie Konrad Lorenz mit seinen Gänsen eindrucksvoll gezeigt hat. Dieser Mechanismus sorgt dafür, dass Adoptiveltern ihre Kinder genau so lieben wie leibliche. Und dass ein Kind sehr viel mehr als zwei Bezugspersonen haben kann.
    Berücksichtigt man diese Erkenntnisse wird z.B. klar, warum die meisten Männer Angst haben, ein Kuckukskind untergeschoben zu bekommen, auch wenn sie keine Kinder haben, während Väter, die herausfinden, dass ihr Kind nicht von Ihnen sind in der Regel nicht aufhören, dieses Kind zu lieben.

Für mich ergibt es keinen Sinn, immer genau zwei Menschen die Rechte und Pflichten an einem Kind zu übertragen. Zumal ich erlebt habe, wie meine lesbische Halbtante in Kanada die Partnerin an Krebs verloren hat, die die leibliche Mutter ihrer beiden künstlich gezeugten Kinder war. So etwas kann auch in komplizierteren Arrangements passieren, und es ist gut, wenn jede Person, die dem Kind nahe steht die Eltern-Funktion automatisch übernimmt, damit das Kind möglichst in seinem Umfeld bleiben kann.

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Aus Sicht eines Kindes:

  • Ich bin in einem gemeinsamen Haushalt mit meinen Eltern und meinen Großeltern aufgewachsen. Meine Eltern waren berufstätig, sodass ich tagsüber von meinen Großeltern liebevoll betreut wurde. Trotzdem waren meine Eltern meine Hauptbezugs- und Vertrauenspersonen. Die Familie (das sichere Nest) waren meine Eltern und ich. Erst zur erweiterten Familie gehörten meine Großeltern.

Aus Sicht eines Vaters:

  • Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich einem Adoptivkind gegenüber immer die gleiche Geduld und Betreuungsenergie hätte aufbringen können, wie ich sie gegenüber meinen eigenen Kindern aufbringen konnte. Auch gefühlsmäßig wäre es für mich nicht dasselbe gewesen.
  • Durch ein untergeschobenes Kuckuckskind kann ein Mann daran gehindert werden, jemals eigene Kinder zu haben. Auch wenn inzwischen eine Bindung zum Kuckuckskind gewachsen ist, kann es eigene Kinder nicht ersetzen. Und welcher Mann zieht schon gerne ungefragt das Kind eines anderen Mannes groß.

Also ich denke schon, die biologischen Eltern sind die erste Wahl. Alle anderen sind lobenswerte Hilfen in Notsituationen.

Als Vater 2er Adoptivkinder kann ich Dir versichern, dass ‚real‘ Null Unterschied besteht zw. ‚Schicksalgemeinschaft‘ und ‚Blutsbanden‘.
Vielleicht ist’s sogar so, wie es sich zw. ‚guten Freundschaft‘, oder zu der ‚lieben Verwandschaft‘ verhalten kann.
;- )

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@Edmund

Aus Sicht eines Bruders:

  • Ich habe zwei jüngere Schwestern - gefühlt.
    Die eine ist meine leibliche Schwester, also ebenso Tochter meiner Eltern.
    Die zweite ist die Tochter der zweiten Frau meines Vaters. Sie ist also gar nicht verwandt mit mir! Ich kenne sie seit meinen Kindheitstagen, seit sie noch mit nacktem Arsch über den Rasen gekrabbelt ist. Ich empfinde keinen Unterschied zu den Beiden - mal sind sie doof, mal nett, so wie Geschwister halt sind.

Aus Sicht eines Ehegatten/Partners:

  • Ich liebe meine Frau und das schon seit 28 Jahren. Weder bin ich ihr Vater noch waren wir vor unserer Heirat irgendwie anderweitig verwandt (was 1. eklig wäre und 2. teilweise verboten).

Man kann also durchaus eine andere Person lieben, mit der man nicht blutsverwandt ist. Das funktioniert sogar, obwohl man weiss, dass diese Person auch schon andere Liebeleien oder „komische“ weitere Verwandte, einschliesslich Eltern, hat.

Riesen-wink

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Zum Beispiel fallen mir immer wieder Ähnlichkeiten bei Verhalten und sonstigen Eigenschaften zwischen mir und meinen Kindern, zwischen mir und meinen Eltern und sogar zwischen mir und meinen Großeltern auf. Teilweise bin ich von Außenstehenden auf Ähnlichkeiten hingewiesen worden, die ich selbst noch gar nicht bemerkt hatte. Und das kann nicht alles auf Zufall oder erlerntes Verhalten zurückgeführt werden. Allein das macht für mich schon einen großen Unterschied bei eigenen Kindern, der einen manchmal auch nachdenklich werden lässt, wenn man so den Spiegel vorgehalten bekommt. :wink:

@ Gerald

Ich habe keine Geschwister, also kann ich da nicht mitreden. :blush:

Mit meiner Frau bin ich auch durch unsere gemeinsamen Kinder schon 40 Jahre verbunden. Wir haben uns bemüht, unseren Kindern (unseren Genen :wink:) ein sicheres Nest und bestmögliche Förderung zu bieten. Das war nicht immer einfach und problemlos. Aber für die eigenen Gene (also aus purem Eigennutz :wink:) kann man ungeahnte Kräfte mobilisieren. Heute sehen wir mit Freude, was sie selber daraus machen bzw. schon gemacht haben.

ist ein Teil des ’ biologischen Erhaltungs-Programms’.
Arterhaltung allgemein, der Erhaltung der engeren Gen(/Bluts)-Verwandschaft im Speziellen.
Darüber hinaus sind wir aber ‚Kulturwesen‘ - und da spielen ganz andere ‚Bindungsmotive‘ eine Rolle.
Denk an Deine Frau zB.
Warum ausgerechnet sie?
;- )

Die Forschung kennt zB. die Anziehungskraft (per Geruchsinn) der sich gut ergänzenden Immunsysteme (daran konnten wohl Jahrhunderte und zig Generationen arrangierter ‚Vernunft- oder standesgemässen Ehen‘ nichts ändern).

Doch sind wir heute ‚so frei‘ eher ‚Vorlieben‘ zu folgen.
… oder ergeben uns ‚der Fügung des Schicksals‘.
;- )

Und übertrag das jetzt, bitte, auf Kinder…

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Das ist das, was wir über Gene gelernt haben. Dieses Wissen bestimmt aber nicht direkt unser Verhalten. Was aber unser Verhalten prägt sind die Eigenschaften, die genetisch zumindest teilweise fixiert sind und günstig für die Weitergabe unserer Gene waren.

Dazu gehören auch typische Reaktionen unserer Gefühle wie Eifersucht oder das Bedürfnis der Fürsorge. Diese Gefühle sind darauf ausgerichtet, das Überleben der Gene durch ihre Träger zu sichern. Daher z.B. die unterschiedliche Reaktion von Frauen und Männern auf körperliches bzw. gefühlsmäßiges Fremdgehen. Das sind natürlich Tendenzen, die sich nicht bei jedem Individuum zeigen, sonst hätte die Evolution ja auch keine Variation, an der sie ansetzen kann.

Aber es gibt eben auch diese Mechanismen der Bindung, die ganz wichtig sind. Denn normalerweise sind das erste, was junge Tiere sehen halt ihre Eltern bzw. aus Sicht der Eltern die eigenen Jungen. Genetische Verwandschaft kann man nicht sehen. Diese Bindung ermöglicht das Überleben der Jungen. Und der Mechanismus funktioniert auch wenn ganz offensichtlich keine Verwandtschaft besteht (wie bei Lorenz und dem Gössel Martina). Unsere Gefühle erleben Verwandtschaft als Kontakt.

Menschen trauern um ihre Haustiere! Hier besteht ganz offensichtlich auch keine Verwandtschaft. Die Bindung vom Kind an die Eltern und ggf. weitere Bezugspersonen hat sich entwickelt, weil sie unter normalen Umständen zum Überleben der eigenen Gene beiträgt. Aber sie funktioniert genau so unter ungewöhnlichen Umständen wo die eigenen Gene gar nicht involviert sind.

Als es um die Frage ging, ob Väter einen Vaterschaftstest ohne Zustimmung der Mutter veranlassen dürfen gab es eine hitzige Diskussion. Unter anderem haben kinderlose (!) Männer dieses Recht lautstark eingefordert. Manche davon wollten nie Väter werden (auch das eine bemerkenswerte Entscheidung die aus Sicht der Gene fatal ist). Und sie wurden von Vätern von Kuckukskindern zurecht gewiesen, die kein Problem mit ihrem Status hatten. Aus einer evolutionären Sicht erscheint das völlig logisch, aus einer rationellen ist es nicht verständlich.
Ich habe von jemandem gehört, der für den Umgang mit einem Kind gekämpft hat, von dem er wusste, dass es nicht von ihm war. Und es gibt Paare, die sich sogar entscheiden ein Kind aus einer Vergewaltigung durch einen Fremden gemeinsam großzuziehen.
Aber, aus evolutionärer Sicht ist auch zu erwarten, dass die Gefühle hier individuell variieren. Daher ist jedes Gefühl hier legitim, der Staat sollte dem durch eine breite Palette an rechtlichen Möglichkeiten gerecht werden.

Darüber hinaus sind Menschen soziale Wesen. Sie können im Grunde nur in Gruppen überleben. Die Evolution mit ihrer Selektion setzt daher auf mehreren Ebenen an. Auf der individuellen, auf der egoistisches Verhalten die Chance auf eigenen überlebenden Nachwuchs erhöht. Ebenso aber auf der Ebene der Gruppe, wo egoistische Verhalten die Überlebenschance der Gruppe und damit aller ihrer Mitglieder, also auch des eigenen Nachwuchses vermindert.

Aus Sicht des Kindes: Fahren die leiblichen Eltern und Bezugspersonen gegen einen Baum und sterben ist es natürlich auf jeden Fall vorzuziehen, das andere weniger nahe Bezugspersonen die Rolle übernehmen als eine fremde Pflegefamilie oder ein Heim.
Im Fall meiner Tante z.B. wäre es doch fatal gewesen, wenn diese sie liebende Mutter kein Recht an den Kindern gehabt hätte, weil sie nicht mit ihnen verwandt war. Und das wäre, soweit ich das verstehe, so gewesen wenn Kanada das Recht hier nicht liberalisiert hätte. Beim ersten Kind hatte sie das Glück, dass die Behörden den deutschen Namen „Maike“ mit dem englischen Maik verwechselt haben und sie als Vater eingetragen haben. Dann wurde die Homo-Ehe eingeführt und sie konnte die Mutter heiraten. Zu diesem Zeitpunkt ahnte sie sicher nicht, dass das einige Jahre später so wichtig werden sollte.

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Ich denke schon, dass unser Wissen unser instinktives Verhalten und unsere Gefühle überlagert und beeinflusst.
Die Angst der Männer, ein Kuckuckskind untergeschoben zu bekommen, beruht doch weniger auf Instinkt als auf der Befürchtung, als unentgeltliche Dienstleistung im Wert eines Einfamilienhauses das Kind eines anderen Mannes großgezogen zu haben, statt ein eigenes Kind zu haben, auch wenn inzwischen eine Bindung zu dem Kind gewachsen ist.
Wenn das Wissen der Eltern über Gene bzw. Verwandtschaft keine Rolle spielen würde, dürfte das Vertauschen von Neugeborenen in Geburtskliniken kein Problem sein. Denn eine Bindung der Eltern entsteht auch zu dem nur vermeintlich eigenen Kind.
Natürlich entsteht eine Bindung auch zu Adoptivkindern. Darüber hinaus erkennt man sich aber in eigenen Kindern immer wieder selbst. Jedenfalls gibt es für mich einen deutlichen Unterschied.
Es kann wohl sein, dass es Männer gibt, denen es egal ist, ob das Kind ein Kuckuckskind, ein vertauschtes Kind, ein Vergewaltigungskind, ein Adoptivkind oder ein eigenes Kind ist. Wenn es so ist, finde ich es gut und es freut mich besonders für die betroffenen Kinder. Ich glaube aber nicht, dass es davon besonders viele Männer gibt. Und ich glaube auch nicht, dass es besonders viele Frauen gibt, denen es egal wäre, wenn ihr Kind in der Geburtsklinik vertauscht worden wäre.
In der Mehrzahl der Fälle werden sich ja nach wie vor die leiblichen Eltern um ihr Kind kümmern. Erst wenn das nicht (mehr) möglich sein sollte, kommen andere Möglichkeiten im möglichst vertrauten Umfeld des Kindes infrage.

Meine Bindungsmotive bei meiner Frau sind ganz andere als bei meinen Kindern. Bei meinen Kindern gehört für mich als wesentlicher Bestandteil dazu die Faszination, zu sehen, wie sich jeweils ein Teil von mir entwickelt.
Warum ausgerechnet meine Frau? Sie hat sich meiner erbarmt, weil mich keine andere wollte. :wink:

Und warum interessiert uns das überhaupt? Adoptiveltern tun das ganz bewusst. Es gibt natürlich die Lehre vom egoistischen Gen. Die ist aber nicht mehr ganz auf dem neusten Stand. Blair Fix, ein kanadischer Wissenschaftler, dessen Schwerpunkt die Kritik an der herrschenden ökonomischen Lehre ist und der viel evolutionäres Denken in diesen Kontext einbringt schreibt dazu in etwa: Die Ökonomen stellen fest, dass wir essen, weil wir Hunger haben. Aus evolutionärer Sicht ist die eigentlich interessante Frage, warum es dieses Gefühl des Hungers überhaupt gibt. Die Antwort ist natürlich, weil Tiere, die keinen Hunger verspüren nichts fressen würden und dann verhungern und damit diese Gene nicht weiter gegeben werden. Aber der Punkt ist: Die Tiere müssen nichts über biophysikalische Gesetze, Stoffwechsel etc. wissen, um die Notwendigkeit der Nahrungsaufnahme zu verstehen, sie haben nur Hunger.

Bei der Elternschaft ist es ähnlich. Wir sind eifersüchtig, weil sich in Generationen von Menschen herausgestellt hat, dass eifersüchtige Menschen etwas mehr Gene an die nächste Generation geben als andere. (Bei Menschen ist es viel komplexer als bei hungrigen Tieren, weil bei uns die kulturelle Evolution eine immense Rolle spielt).
Wenn aber jemand feststellt, dass Partner oder Partnerin fremd gehen, dann wallen einfach Gefühle auf und steuern unser Verhalten. Wir folgen diesen Gefühlen, nicht unserer Erkenntnis dass für unsere Gene …
Andere Funktionen unseres Körpers sind hier z.B., dass die Spermien unterschiedlich zusammengesetzt sind, je nachdem ob ein Mann glaubt der einzige Liebhaber der Frau zu sein. Und das sicher auch, wenn diese dann in einem Kondom landen.

Im Grunde können uns als denkende und fühlende Individuen die Probleme unserer Gene ja völlig egal sein. Und das sind sie meist auch. Das Streben nach Macht hat sicher damit zu tun, dass mächtige Menschen (v.a. Männer) mehr Nachwuchs zeugen und es daher günstig für die Gene ist, mächtig sein zu wollen. Eine der mächtigsten Positionen war im Mittelalter wohl die des Papstes, aber der darf eigentlich gar keine Kinder haben. Und an zahlreichen Höfen arbeiteten sehr einflussreiche Eunuchen. Auch die haben vermutlich die Macht genossen, obwohl sie die nicht in Nachwuchs umsetzen konnten.

Das ist schon richtig. Allerdings sind Kinder sehr verschieden. Meine älteste Tochter ist mir z.B. sehr ähnlich, die zweite überhaupt nicht. Und ich bin sicher, dass beide nicht vertauscht sind, soo viele Haare hat kaum ein Baby. Eine Mutter in der Krabbelgruppe, die im Ausland lebte und deren Kind einen schwarzen Vater hatte berichtete, dass in Deutschland fast alle meinten :„ganz der Vater“ während in der Heimat ihres Mannes die Leute die Ähnlichkeit zwischen Baby und Mutter hervorheben. Wir sehen, was wir sehen wollen und wenn wir nach Ähnlichkeiten suchen fokussieren wir uns auf einige Eigenschaften und blenden andere aus.

Der oben erwähnte Blair Fix kalkuliert übrigens anhand des Größenunterschieds zwischen Männern und Frauen verschiedener Primaten, dass Homo sapiens schwach polygam ist.

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Adoptiveltern entscheiden sich bewusst für ein fremdes Kind, vermeintliche Väter eines Kuckuckskindes aber nicht. Und nicht jeder ist (trotz Kinderwunsch) bereit, ein Kind zu adoptieren, selbst dann nicht, wenn er keine eigenen Kinder bekommen kann.
Die Mutter eines Kuckuckskindes oder Frauen allgemein können das vielleicht nicht so nachempfinden, denn sie sind ja ggf. immer die Mutter. Deshalb habe ich zum Vergleich das Beispiel des in der Geburtsklinik vertauschten Neugeborenen angeführt, das vermutlich den wenigsten Müttern egal wäre.
Beim entdeckten Kuckuckskind ist Eifersucht noch das geringste Problem, sondern viel mehr die Erkenntnis von der Mutter so erheblich wirtschaftlich und bezüglich der Lebensgestaltung betrogen worden zu sein. Möglicherweise ist dem vermeintlichen Vater dadurch die Chance auf eigene Kinder genommen worden, die er sich gewünscht hatte.
Die Beispiele zeigen, dass es für die meisten Menschen nicht egal ist, ob ein Kind von ihnen abstammt oder nicht.
Mit Ähnlichkeiten von Eltern und Kind meine ich nicht nur das Aussehen, sondern auch Verhalten, Vorlieben usw. Geschwister können dabei sehr verschieden sein. Sie erben jeweils 50% der Gene von beiden Eltern. Nur welche 50% das sind, variiert und ist zufällig. Deshalb variieren auch die Ähnlichkeiten mit den Eltern und untereinander. Es hängt natürlich auch vom Betrachter ab, welche der vorhandenen Ähnlichkeiten ihm besonders auffallen. Man kann aber nicht sagen, dass wir grundsätzlich nur sehen, was wir sehen wollen.