So geht Flüchtlingspolitik – alle Achtung Brandenburg! (2)

Was sagt der mühsam erarbeitete Koalitionsvertrag zur Flüchtlingspolitik? Da wimmelt es von Absichtsbekundungen:
Wir wollen für den Spracherwerb zusätzliche Anreize setzen, Hilfestellungen ausbauen . . .
Qualität und Effizienz dieser Kurse wollen wir weiter verbessern . . .
Insgesamt: Nichts Genaues weiß man nicht.

Insofern immer wieder gut von Kommunen und Bundesländern zu lesen, die Integrationsmaßnahmen nicht nur beabsichtig(t)en, sondern sie längst umgesetzt haben. So hat die Uni Potsdam – finanziert vom Bildungsministerium und vom Hochschulministerium des Landes Brandenburg – sich am Projekt des European Journalist Center (EJC) “Refugee Teachers Program”, das mit Mitteln der Bill und Melinda Gates Foundation unterstützt wird, beteiligt und eineinhalb Jahre lang Geflüchtete zu Assistenzlehrerinnen und -lehrern ausgebildet, die nun an Grundschulen arbeiten. Für diese bedeutet es das langersehnte Ende des Wartens darauf, arbeiten zu dürfen, und den Weg aus der Gemeinschaftsunterkunft.

Im Herbst 2017 haben 29 neue Flüchtlingslehrer die Ausbildung in Potsdam begonnen; es gab auch dieses Jahr mehr Bewerber als Plätze. Die Finanzierung des Programms ist jedoch nach derzeitigem Stand nur noch bis März 2019 gesichert. Kann Brandenburg danach auf Unterstützung dieser wichtigen Initiative durch den Bund hoffen? Im Koalitionsvertrag heißt es: „Wir prüfen zusätzliche finanzielle Anreize bei freiwilligem Engagement von Kommunen für erfolgreiche Integrationsarbeit“.

Bericht über einen erfolgreichen Teilnehmer der Ausbildung an der Uni Potsdam:

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Reiche können wohl nie etwas richtig machen :wink:. Behalten sie ihr Geld für sich, passen sie ins gängige Klischee als gierige Nimmersatte; geben sie einen Teil ihres Reichtums in eine Stiftung zur Verwendung für karitative Zwecke, wird ihnen auch dabei nur Eigennutz unterstellt. Ist es für Dich unvorstellbar, dass Altruismus auch bei Reichen vorhanden sein könnte?

Aber ja, darüber hinaus haben sie auch „etwas“ davon: Man nennt so etwas social marketing - gut fürs image. Ich wage aber mal zu behaupten, dass den Nutznießern - in diesem Fall den Geflüchteten, die dadurch den Gemeinschaftsunterkünften entkommen und wieder eine (bezahlte!) Aufgabe haben - die Motivation der Geber schnurzpiepegal sein dürfte.

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Du Armer!! Ich dagegen unterstelle ihn - wenn auch vielleicht in mehr oder minder großem Umfang :wink: -Allen, die sich für DiB egagieren, d. h. ich habe ihn auch Dir unterstellt.

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Es haben sich im Laufe der Zeit verschiedene Interpretationen des Begriffs entwickelt. So ist eine andere – bei Anwendung einer Definition ausschließlich für den Menschen – die Einstellung, dass man die Belange und das Wohlergehen anderer Menschen für wichtig erachtet. Daran hatte ich bei der Bemerkung, dass ich auch Dir Altruismus unterstellt habe, gedacht.

Und bezüglich Selbstlosigkeit: „Schließlich belegen die neuen neurobiologischen Erkenntnisse, dass selbstloses Verhalten nicht so sehr bewusster Überlegung entspringt, sondern stark emotional gesteuert ist.“ – Quelle (Seite 9):
http://www.zeit.de/2009/53/DOS-Altruismus/seite-9

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Grundsätzlich ist es gut, wenn solche Projekte gefördert werden, aber da ist ja auch gleich wieder das Problem: Irgendwann läuft diese Förderung aus… und dann?

Das eigentliche Problem ist doch folgendes: Es ist die Aufgabe der Regierung solche Projekte zu fördern bzw. ins Leben zu rufen.

Denn Niemand kann einen privaten Spender dazu zwingen, so ein Projekt immer weiter zu fördern, das geht nach Gutdünken und nach den finanziellen Möglichkeiten.

Der Staat aber hat Verantwortung und der muss er gerecht werden!

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Es ist ja auch nichts schlechtes dabei wenn Jemand was spendet, aber die dringend notwendigen Aufgaben muss der Staat selber erledigen und darf sich nicht auf private Spender verlassen.

Denn es ist für die Betroffenen beruhigend zu wissen, im Zweifelsfall einen Rechtsanspruch zu haben, als auf gedeih und Verderb auf private Spenden und somit Spender angewiesen zu sein.

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Kommen wir mal zurück zum Thema, und dabei geht es in diesem Fall um ein Land (Bildung ist weitgehend Ländersache): Vielleicht hat das Land ja gerade mehr Verantwortung als Geld. Nicht zuletzt wegen nicht vorausgesehener zusätzlicher Kosten aufgrund einer großen Zahl von Asylbewerbern.Jedenfalls momentan nicht genug, um ein solches Projekt allein zu finanzieren. Was ist dann besser: Erst mal nichts tun, bis wieder Geld da ist? Oder das Unterstützungsangebot einer Stiftung anzunehmen, selbst, wenn dieses zeitlich begrenzt ist?

Die Ausbildung wird im Wesentlichen finanziert vom Bildungsministerium und vom Hochschulministerium des Landes Brandenburg (siehe Ausgangsbeitrag!), geleitet von der Uni Potsdam, die durch Teilnahme an dem Projekt des European Journalist Center (EJC) “Refugee Teachers Program” dabei eine zusätzliche Unterstützung erhält. Hätte die Uni Potsdam die Unterstützung nicht annehmen sollen, nur, weil sie aus der Bill und Melinda Gates Foundation kommt?

Bereits bis jetz haben 26 Asylbewerber dadurch eine Aufgabe gefunden und konnten der Gemeinschaftsunterkunft entkommen. 29 weitere befinden sich derzeit in der Ausbildung. Der Bedarf an Lehrern wächst, besonders in Brandenburg: In fünf Jahren werden dort knapp 293.000 Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund deutsche Schulen besuchen, hat das Bildungsministerium des Landes Brandenburg ausgerechnet. Hinzu kommt der bundesweite Lehrermangel. Bis 2025 werden laut Bertelsmann-Stiftung 35.000 Grundschullehrer fehlen. Potential ist da: 11.000 Lehrerinnen und Lehrer haben 2016 Asyl beantragt, so das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.

Ist es angesichts dessen angebracht, ideologische Diskussionen zu führen? Vieles im Leben ist eine Frage der Prioritätensetzung. Ich kann Brandenburg nur beglückwünschen, diese Chance ergriffen zu haben.

Hallo @Tina39, wir sind gar nicht so weit auseinander, denn der Staat ist in diesem Fall auch zuständig, weil die Kanzlerin die Einreise der Flüchtlinge möglich gemacht hat.

Um allen Missverständnissen vorzubeugen, ich fand und finde diese Aktion aus humanitären Gründen richtig, auch wenn ich ansonsten keine Merkel-Freundin bin.

Genau deswegen aber muss der Staat in diesem besonderen Fall für die Finanzierung solcher Projekte sorgen, auch wenn Bildung ansonsten Ländersache ist.

Es ist m. M. n. nicht gut das irgendwelchen privatwirtschaftlichen Stiftungen zu überlassen. Nur wer 100% finanziert, hat 100% Kontrolle!

@JoergRupp, danke für den Link zu dem interessanten Artikel.

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Grundsätzlich stimme ich absolut darin mit Dir überein @miri, dass die für die Bildung Verantwortlichen (Staat und Länder) ihrer Verantwortung bei Weitem nicht gerecht werden, und es ist schlimm genug für mich, in diesem Einzelfall für das (aus meiner Sicht) kleinere Übel plaidieren zu müssen. Dass sich im Bereich Bildung endlich etwas ändert, wäre dringend erforderlich, und dies steht in der Prioritätenliste von DiB sicherlich auch als anzustrebendes Ziel ganz oben!

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Es ist mehr als frustrierend, diesen und ähnliche Berichte zu lesen, und unfassbar ist, „dass die Bundesregierung keine Kriterien und Standards für die Zusammenarbeit mit privaten Stiftungen hat“. Leider habe ich wenig Hoffnung, dass eine nochmalige Koalition von Union und SPD (oder wer auch immer unsere nächste Regierung sein würde, falls die SPD-Basis dies verhindert) daran etwas ändern wird :rage:

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Da haben wir doch die Möglichkeit in die Bresche zu springen, und die Regierung aufzufordern, solche elementaren Dinge wie Bildung und Inklusion oder Integration selber zu finanzieren und das nicht irgendwelchen Stiftungen oder privaten Spendern zu überlassen.

Das Finanzierungs- und Kooperationsverbot ist doch aufgehoben!

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Dass es so gelaufen ist, habe wohl ich als Initiatorin zu vertreten. Wahrscheinlich hätte ich Einiges, z. B. Koalitionsvertrag, dass Bildungs- und Hochschulministerium bereits finanzieren und vor allem die Frage

fett hervorheben bzw. die konkrete Forderung stellen müssen. Jedenfalls schön, dass mein Anliegen dennoch jemand verstanden hat :wink: