Stress, eben auch der in Krisenzeiten, bringt den wahren Geist und Charakter von Menschen ans Tageslicht. Dies zeigt sich wieder einmal in der aktuellen Situation. Die einen reagieren mit selbstloser Hilfsbereitschaft, andere denken nur an sich selbst.
So haben nun bereits Einzelne spontan Nachbarschafts- oder sonstige Hilfeaktionen ins Leben gerufen; Andere haben sich dazu in Gruppen zusammengeschlossen – sogar solche, die sich unter normalen Umständen nicht gerade „grün“ waren, so wie parteiübergreifend die Jugendorganisationen konträr zu einander stehender Parteien.
Gleichzeitig gibt es jene, die – gedanken- oder rücksichtslos – vor allem ihre eigenen Interessen verfolgen (Hamsterkäufe, Diebstahl von Desinfektionsmitteln, Masken etc. in Kliniken), und zuletzt noch solche mit krimineller Energie (Diebstahl eines ganzen LKW mit für ein Klinikum bestimmten Masken und medizinischen Hilfsmitteln, der neue „Corona-Enkeltrick“).
Ich denke oft darüber nach, was wir aus den zu Tage tretenden Fehlern der Vergangenheit, aus derzeitigen Fehlentscheidungen oder Maßnahmen einzelner Akteure – aktuell oder für die Zukunft – lernen können.
Am vergangenen Sonntag las ich, dass der französische Luxuskonzern LVMH seine gesamte Parfümproduktion auf die Herstellung von Desinfektionsgel umstellt. Mir war klar, dass nicht nur purer Altruismus hinter dieser Entscheidung stand, sondern, zumindest nebenbei, auch „Social Marketing“, also der Gedanke, dass man dies dem Mutterhaus von Dior und Co. nicht vergessen wird. (Ebenso, wie die Italiener nicht vergessen werden, dass die Flugzeuge mit Hilfsgütern und Experten nicht aus Brüssel, sondern aus China kamen.)
Dennoch kam mir, bezüglich aktuellem Lernen, in den Sinn, dass doch auch andere Unternehmen, wie Siemens und sonstige deutsche Industrieunternehmen dies nachahmen und in die Produktion von z. B. Klinikcontainern, medizinischem Gerät etc. einsteigen könnten.
Was die aktuelle Schließung aller möglichen Einrichtungen angeht, betrachte ich beispielsweise (u. a.) die Einbeziehung von Fitness-Studios als eine Fehlentscheidung. Wie hoch wäre – die Einführung zusätzlicher Hygiene-Maßnahmen vorausgesetzt – dort das Infektionsrisiko? Die Menschen sind dort nicht in Gruppen, sondern einzeln aktiv, und die Geräte stehen so weit auseinander, dass eine Tröpfcheninfektion nahezu ausgeschlossen werden kann.
Die körperliche Fitness zu erhalten, ist eine sinnvolle Maßnahme zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit (gegen Infektionen aller Art). Also sollte m. E., wenn schon viele sonstige Aktivitätenmöglichkeiten entfallen, den Menschen nicht auch noch diese genommen werden. Außerdem könnte ich mir angesichts der sonstigen Enschränkungen sogar vorstellen, dass diese Möglichkeit verstärkt genutzt und damit das Überleben dieser Einrichtungen gefördert würde, was wiederum den Erhalt von Arbeitsplätzen bedeutete.
Meine (gedankliche) Liste, was wir – und vor allem die Politik – für die Zukunft aus den positiven wie auch negativen Nebenwirkungen der Pandemie lernen könnten, wird von Tag zu Tag länger. Ich bin sicher, dass auch Anderen hier oftmals solche Gedanken durch den Kopf gehen.
Würde es sich vielleicht lohnen, sie im Hinblick auf die politische Verwendbarkeit seitens DiB hier zu sammeln?