Antisemitismus geht uns alle an – heute mehr als je zuvor

Original Veröffentlichtung: Antisemitismus geht uns alle an – heute mehr als je zuvor. | DEMOKRATIE IN BEWEGUNG - DiB

Antisemitismus geht uns alle an – heute mehr als je zuvor.

Niemand kann mehr ignorieren, dass die Zahl der antisemitischen VorfĂ€lle deutlich zugenommen hat. Im Februar erst wurde ein MĂ€dchen an der Berliner Paul-Simmel-Grundschule von MitschĂŒler*innen mit dem Tode bedroht, weil sie JĂŒdin ist.

Das erinnert fatal an Ă€hnliche Vorkommnisse im vergangenen Jahr: In einem Fall im Dezember 2017 wurden in Berlin-Wedding nicht etwa die TĂ€ter*innen der Schule verwiesen, sondern dem jĂŒdischen Gymnasiasten wurde aus SicherheitsgrĂŒnden einen Raum zur VerfĂŒgung gestellt, in dem er die Pausen allein verbringen konnte.

Im Dezember zeigte ein Video die antisemitische Schimpfkanonade eines 60-jĂ€hrigen Deutschen gegen den Besitzer eines israelischen Restaurants in Berlin. Und das nur wenige Wochen, nachdem auf Demonstrationen in der Hauptstadt jĂŒdische Symbole in Brand gesetzt worden waren und ein Mob in einer U-Bahn-Station „Tod den Juden“ gebrĂŒllt hatte.

Auf deutschen Schulhöfen ist „Jude“ wieder ein Schimpfwort geworden. Eltern raten ihren Kindern, ĂŒber ihre jĂŒdische IdentitĂ€t zu schweigen, und sie selbst vermeiden es immer hĂ€ufiger, öffentlich religiöse Symbole zu tragen – nur 73 Jahre nach dem Ende der Shoah.

In der deutschen Rap-Kultur haben antisemitische Klischees lĂ€ngst Einzug gehalten. Und auch in den sozialen Netzwerken gedeihen antisemitische Verschwörungstheorien, Beschimpfungen und Gewaltphantasien. Aber die Bedrohung ist eben nicht virtuell, sondern real – das weiß man spĂ€testens, seit die 85-jĂ€hrige Holocaust-Überlebende Mireille Knoll im vergangenen MĂ€rz in ihrer Wohnung in Paris brutal ermordet und verbrannt wurde. Einfach nur, weil sie JĂŒdin war. Und all das sind nur die aktuellsten FĂ€lle einer Serie antisemitischer Verbrechen in den letzten Jahren.

Antisemitismus ist eine reale Bedrohung

Im Gegensatz zu nichtjĂŒdischen Menschen können sich unsere jĂŒdischen MitbĂŒrger*innen den Luxus nicht leisten, den wachsenden Antisemitismus nicht wahrzunehmen, denn sie sind davon tĂ€glich unmittelbar betroffen. Und nicht wenige denken laut einem Bericht im Deutschlandfunk darĂŒber nach, auszuwandern. In unserem Nachbarland Frankreich findet diese Auswanderung bereits statt, wie ebenfalls der Deutschlandfunk berichtet.

Leider wird Antisemitismus oft gegen politische Gegnerinnen instrumentalisiert. Rechtspopulistinnen haben selbst ein erhebliches Antisemitismusproblem mit Verschwörungstheorien, die schon in der Nazizeit zur Rechtfertigung des Judenhasses gedient haben. Dennoch zeigen sie gerne mit dem Finger auf den „importierten“ Antisemitismus muslimischer Einwandererinnen. Den gibt es zwar und er muss konsequent bekĂ€mpft werden, aber machen wir uns nichts vor: Er fĂ€llt in unserer Gesellschaft auf fruchtbaren Boden. Linke wiederum verweisen zwar zu Recht auf völkisch-antisemitische AusfĂ€lle von rechts, verharmlosen aber manchmal die Judenfeindlichkeit unter Migrantinnen oder ignorieren den Antisemitismus in den eigenen Reihen, der sich gerne als „Antizionismus“ oder „Israelkritik“ maskiert. Auch in der politischen Querfront und der ReichsbĂŒrger*innen- und Esoterikszene ist antizionistischer Antisemitismus stark verbreitet und vermischt sich dort mit antisemitischen Verschwörungstheorien.

Ob man Entscheidungen der israelischen Regierung begrĂŒĂŸt oder kritisiert, spielt hier ĂŒbrigens gar keine Rolle, denn der Antisemitismus ist keine Reaktion auf das Verhalten von JĂŒdinnen. Er ist eine Weltanschauung, die in der Existenz der JĂŒdinnen die Ursache aller Probleme sieht.

Laut Studien haben etwa 10 Prozent der deutschen Bevölkerung eine klassisch antisemitische Einstellung. Bis zu ein Drittel bejaht antisemitische Aussagen wie „die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust zu ihrem Vorteil aus“ und bei mehr als einem FĂŒnftel findet sich israelbezogener Antisemitismus. Von einem reinen „importierten Antisemitismus“ kann also nicht die Rede sein – und er lĂ€sst sich auch nicht „abschieben“, wie Rechtspopulist*innen gerne fordern. Von 1.453 antisemitischen Straftaten im Jahr 2017 haben 1.377 einen rechts motivierten Hintergrund, wie der Tagesspiegel berichtet. Und auch wenn diese Zahlen ein verzerrtes Bild abgeben, weil ungeklĂ€rte antisemitische Straftaten oft unter „rechtsradikal“ verbucht werden, zeigen sie eines deutlich: Judenhass ist ein Problem unserer gesamten Gesellschaft.

Statt sich also gegenseitig die Schuld zuzuweisen oder so zu tun, als gĂ€be es „harmlosere“ und „verwerflichere“ Spielarten des Antisemitismus, mĂŒssen wir begreifen, dass der Judenhass nur gesamtgesellschaftlich angegangen werden kann. Denn der Kampf dagegen ist nicht Job der JĂŒd*innen. Es ist unser aller Aufgabe, dieser schleichenden Vergiftung unserer Gesellschaft aktiv und konsequent entgegenzutreten.

Was ist zu tun?

Sonntagsreden und SolidaritĂ€tsbekundungen gab und gibt es reichlich, doch damit wurde wenig erreicht. Auch eine neue oder verschĂ€rfte Gesetzgebung ist keine Lösung und obendrein unnötig, denn mit konsequenter Anwendung bestehender Gesetze ließe sich schon viel erreichen.

Mit der Initiative „Antisemitismus entschlossen bekĂ€mpfen“ hat DEMOKRATIE IN BEWEGUNG konkrete Forderungen zum Kampf gegen den Antisemitismus aufgestellt – und eine der Maßnahmen, eine Antisemitismusbeauftragter der Bundesregierung, wird demnĂ€chst in die Tat umgesetzt. Er*sie wird aber auch in der Lage sein mĂŒssen, aktiv die Zusammenarbeit von Behörden und Gesellschaft zu koordinieren, denn nach wie vor sind die ZustĂ€ndigkeiten in Bund und LĂ€ndern nicht eindeutig geklĂ€rt.

Aber dem Antisemitismus muss nicht nur durch einheitliche Straferfassung und -verfolgung gegengesteuert werden, sondern auch durch PrĂ€vention und Bildungsmaßnahmen. Dabei mĂŒssen auch versteckte antisemitische Muster aufgezeigt und bekĂ€mpft werden. Denn viel zu oft wird Antisemitismus gar nicht erkannt. Ein Beispiel dafĂŒr ist der Brandanschlag auf die Wuppertaler Synagoge 2014, bei dem ein Amtsgericht zu dem Schluss kam, es handle sich nicht um eine antisemitisch motivierte Tat, sondern um eine Tat mit politischem Hintergrund. Auch antisemitische VorfĂ€lle an Schulen werden hĂ€ufig als „Streitigkeit“ oder „religiöses Mobbing“ bagatellisiert. Bei Elternvertretungen, Schulleitungen und der Bildungspolitik fehlt schlicht das Bewusstsein fĂŒr Antisemitismus.

 

Mehr als die HĂ€lfte der 14- bis 16-jĂ€hrigen SchĂŒlerinnen in Deutschland weiß laut einer Studie der Körber-Stiftung nicht, was Auschwitz-Birkenau ist. Die BekĂ€mpfung des Antisemitismus muss bei den Kindern anfangen, denn kein Kind wird als Rassistin oder Antisemitin geboren. Das Weltbild, das sich in der Schule offenbart, wird oft durch Elternhaus und Satelliten-TV vermittelt; das erklĂ€rt Dervis Hizarci, muslimischer Lehrer an einer Kreuzberger Schule und Vorstandsmitglied der „Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus e.V.“ in einem Interview. Er ermuntert Lehrerinnen, umgehend einzuschreiten, wenn es zu antisemitischen Beleidigungen kommt; dazu mĂŒsse man weder auf die Polizei noch auf Antisemitismusbeauftragte warten. Aber er weist auch darauf hin, dass man die Eltern erreichen muss.

Antisemitismus geht uns alle an

So wichtig es auch ist, dass die Politik sich dem wachsenden Antisemitismus konsequent stellt: Antisemitismus beginnt im Kleinen und AlltĂ€glichen, und hier ist mehr denn je Zivilcourage gefragt. Antisemitismus ist nicht ein Problem der JĂŒd*innen. Die Gesamtgesellschaft trĂ€gt eine Mitverantwortung und es geht uns alle an – heute mehr als je zuvor.

 

25 „GefĂ€llt mir“

Und jetzt die Umsetzung
Was können wir tun?
Seminare zur ErklÀrung; wer sind Juden(?), an die Schulen bringen?
Projekte in Oberstufenklassen initiieren?



3 „GefĂ€llt mir“

Guten Morgen Chnutz,

dazu kann ich nur anfĂŒgen: Das Drama »Nathan der Weise« von Gotthold Ephraim Lessing wurde 1783 in Berlin uraufgefĂŒhrt. Es spielt zur Zeit des Dritten Kreuzzuges (1189 – 1192) wĂ€hrend eines Waffenstillstandes in Jerusalem. Protagonist ist der jĂŒdische Kaufmann Nathan, der fĂŒr HumanitĂ€t, Toleranz und Religionsfreiheit steht und damit dem Menschenbild der AufklĂ€rung entspricht. Im StĂŒck gelingt ihm die Versöhnung der drei monotheistischen Weltreligionen.

Quelle: Nathan der Weise - Zusammenfassung

Man beachte die Zeit - 1783.
Dies sollte uns Vorbild sein.
Im Übrigen, in Schwetzingen, der Perle der Kurpfalz, findet einmal jĂ€hrlich eine Veranstaltung statt, an der alle drei bzw. vier, die Christen sind zweimal vertreten, monotheistischen Religionen teilnehmen statt. Initiator ist das Gebetszentrum Ahmadiyya Muslim Jamaat KdöR - Moschee Heidelberg.

4 „GefĂ€llt mir“

Lessing, ein Vertreter der AufklÀrung.
Was haben wir aus 235 Jahren gelernt. Nichts.
Es ist schade.
Aber wir können die AufklÀrung wieder in das GedÀchtnis der Menschen unseres Landes bringen.

2 „GefĂ€llt mir“

Nur falls hier ein MissverstĂ€ndnis vorliegt: Antisemitismus richtet sich nicht nur gegen religiöse Juden, sondern gegen alle. Und er ist keine Reaktion auf das Verhalten irgendwelcher Juden, sondern eine Weltanschauung, die sich die VerhĂ€ltnisse zurechtbiegt, um Juden hassen zu können und ihnen dafĂŒr noch die Schuld zu geben.

3 „GefĂ€llt mir“

Leider wieder ein aktueller Fall: Weil Liam antisemitisch gemobbt wurde, flĂŒchtet er nach Israel - B.Z. – Die Stimme Berlins

Die Juden sind, das Volk Gottes.
Was die anstellen, ist mir grundsĂ€tzlich egal, wenn es im Rahmen unseres GG stattfindet. Jeder Mensch der Mitglied der christlichen Kirchen in DE ist, weiß das.
Das ‚alte Testament‘ (erstes Buch der Bibel) ist die Geschichte des Volk Gottes. Und wenn die Zeiten der Offenbarung anbricht, dann dĂŒrfen die Christen zum Volk Gottes gehören. Auch das wissen die christlichen Mitglieder in DE.
Gleichzeitig haben die Menschen in DE in den 1930 ff Jahren bis 1945 mit der Vernichtung der Juden in Europa eine unglaublich Last auf sich geladen. Und im Sinne der VölkerverstÀndigung, die unserem GG zugrunde liegt, sollten wir die Verfolgung von Juden (und schlimmeres) nicht zulassen.

DemgegenĂŒber steht der Wunsch jedes Jugendlichen in der Gruppe Menschen Mitglied zu sein, die ‚In‘ ist. Das ist eine ‚ellenbogen-Gesellschaft‘ von annĂ€hernd Gleichaltrigen. In dieser Gesellschaft sollte aber klar sein, dass in DE alle Glaubensgruppen die gleichen Rechte haben und niemand ‚besser‘ als der Andere ist.
Sonst funktioniert das SelbstverstÀndnis unseres Volkes nicht.
An unser GG muss sich jeder Mensch in DE halten. Auch ein Moslem, auch ein Jude, auch ein Deutscher auch ein Jugendlicher.

2 „GefĂ€llt mir“

Mit anderen Worten.
Ich finde es !schlimm! das gerade in DE, Juden wieder gemobbt werden. Das muss verhindert werden. Egal wie der Ruf einer Schule jetzt aussieht. Die Herkunft und die GlaubensĂŒberzeugungen darf nicht der Grund sein, Menschen zu verunglimpfen. Erst Recht darf er nicht als Grund herhalten um in der Gesellschaft der Jugendlichen fĂŒr Hass und Ausgrenzung zu sorgen. Die Zeit vom 13. - 18. Lebensjahr gilt als Sozialisationszeit. Die Schule muss richtig Handeln.

1 „GefĂ€llt mir“

Also ich denke wir sollten ĂŒberhaupt keine Verfolgung irgendwelcher Gruppen oder Völker zulassen, ganz unabhĂ€ngig davon, welche Religion wen als Volk Gottes bezeichnet oder nicht. Aber natĂŒrlich haben wir in Deutschland eine besondere Verantwortung, dass nach dem, was in deutschem Namen Juden angetan worden ist, es nicht sein kann, dass sie sich in deutschen StĂ€dten nicht mehr in die Öffentlichkeit trauen oder an den Schulen ihre IdentitĂ€t verbergen mĂŒssen. Das ist keine religiöse Frage, sondern eine an unser DemokratieverstĂ€ndnis und eine der Menschenrechte.

9 „GefĂ€llt mir“

Ich wollte nur darstellen wie hoch unsere Verantwortung wirkt. Religiös und Gesellschaftlich. Unsere GG basiert auf den Geboten der Bibel.
Wie kann denn eine Frau und Mutter ihre Kinder in eine Schule geben, wenn das nicht gewÀhrleistet ist.

Ich beobachte schon seit etwa 20 eine verbale AufrĂŒstung in der Politik , aber auch in den Medien , nachdem es in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung zu einer Beruhigung nach den Verbal-Attacken des kalten Krieges gekommen war . Das gilt sowohl in der Innen- wie auch Außenpolitik . Man bemĂŒht sich , die Vorredner/-schreiber an KraftausdrĂŒcken stets zu ĂŒbertreffen , egal ob es sich um Zustimmung oder Gegenrede handelt . Wir mĂŒssen da aufpassen , dass wir nicht in diesen Strudel der verbalen Gewalt hineingeraten . Statt dessen ist es wichtig , bei den richtigen Begrifflichkeiten zu bleiben , auch wenn es sich „nur“ um MeinungsĂ€ußerungen handelt .

NatĂŒrlich ist Antisemitismus zu verurteilen und zu verhindern ; ebenso wie jede andere Erscheinungsform von Rassismus oder politischem Extremismus . Aber Vorsicht (!) , wir waren Alle nicht dabei , als der jĂŒdische Junge in Spandau oder von einigen Tagen andere jĂŒdische Kinder in den Schulen gemobbt oder angegriffen wurden und in Zeiten von fake-news sollten wir auch nicht jeden Medienbeitrag unreflektiert hinnehmen und benutzen , nur weil es gerade in die Argumentation passt . Wir Eltern wissen doch ziemlich gut , dass Kinder oft etwas raushauen was sie gar nicht verstehen oder so meinen, wie sie es sagen . Manchmal wollen sie einfach nur verletzen und suchen nach der stĂ€rkstmöglichen Beleidigung und die ist im religiösen oder familiĂ€ren/sexuellen Kontext oft am „besten“ gegeben , wie es in meiner Jugend im tierischen Umfeld war (die Eine oder der Andere wird sich erinnern) .

Im Moment passt mir die Berichterstattung ĂŒber gehĂ€ufte antisemitische Verbal-Attacken oder antisemitische Übergriffe gegen Kinder ein bisschen zu sehr in die Stimmungsmache gegen muslimische Migranten und FlĂŒchtlinge . Das soll nicht heißen , dass es dies nicht gegeben hat ; im Gegenteil : Derartiges gab es immer wieder mal und da war schon ganz schön was los an den Schulen , denn dies wird dort weder geduldet , noch totgeschwiegen . Dass Kinder Angst haben , in die Schule zu gehen , kann vielfĂ€ltige , ganz andere Ursachen haben , die jedoch weder von Eltern noch Lehrer/innen wirklich ernst genommen werden (Kinder wissen dies auch) , was sie schnell mal zu stĂ€rkeren GrĂŒnden kommen lĂ€sst . Muss nicht , aber könnte ebenso sein , wie dass es tatsĂ€chlich zu solchen VorfĂ€llen kam . Ich mahne nur zu etwas mehr ZurĂŒckhaltung beim Konsumieren von Medien . Wir haben es oft genug erlebt , wie sie mit schlecht-recherchierten oder gar erlogenen BeitrĂ€gen versuchten , ein bestimmtes Meinungsbild in der Öffentlichkeit zu erzeugen . Und sie wissen sehr genau , dass wir Deutschen dazu neigen , nicht mehr nachzufragen , wenn sie Antisemitismus oder Rassismus ins Spiel bringen oder die große „Nazikeule“ schwingen .

Wichtiger fĂ€nde ich es , wenn wir als demokratische , weltoffene Gesellschaft auch wieder zu der dazu passenden Sprache zurĂŒckfinden und dementsprechend auf Andere einwirken ; sowohl in unserem persönlichen , wie auch im politischen Umfeld .

3 „GefĂ€llt mir“

Ja, ich meine es anders.

Ich war in meiner Schule und Klasse selbst ein „Aussenseiter“ . Ich kenne das ‚gemobbt‘ sein. Ich hatte auch Angst vor der Schule. Allerdings hat ein Klassenwechsel bei mir nichts genutzt. Zum GlĂŒck war nach der 10. Klasse alles vorbei.
Ich kann den Jungen verstehen.

1 „GefĂ€llt mir“

Also
Die Geschichte Gottes mit den Menschen beginnt, nach Zeitrechnung der Bibel, vor etwa 5000 Jahren. Die Geschichte mit Jesus beginnt vor etwa 2000 Jahren.(Zeitrechnung nach der Bibel)

In der PrÀambel zu unserem GG steht:

„Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen,
von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen,
hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.
Die Deutschen in den LĂ€ndern Baden-WĂŒrttemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Schleswig-Holstein und ThĂŒringen haben in freier Selbstbestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands vollendet. Damit gilt dieses Grundgesetz fĂŒr das gesamte Deutsche Volk.“
(03.10.1990)

Damit beruft sich die PrÀambel auf denselben Gott wie 1949 und auf denselben Gott der Kirche.
Möglicherweise sind in das Grundgesetz (GG) wie wir es kennen noch Germanische und auch Römische Werte eingeflossen. Aber auf DIE beruft sich das GG nicht.

Dies ist aber nicht der Blog um ĂŒber Religionswissenschaften zu diskutieren. Das können wir vortrefflich an anderer Stelle tun. (Schreib mir doch einfach eine PN oder mach einen anderen Block auf)

Dies ist der Blog indem es um das Thema:

Antisemitismus geht uns alle an – heute mehr als je zuvor

geht.

Noch eins,
ich missioniere hier nicht. Ich ĂŒberrede keinen. Es sollen doch alle nach ihrer Fassons oder Überzeugung, mehr oder weniger, in irgendeinen, wie auch immer gestalteten Himmel, kommen.
Die Lehre ist einfach, Jeder hat sie verstanden. Jeder Mensch muß fĂŒr sich selbst entscheiden, ob er das glauben will oder nicht. Jeder Mensch hat die Möglichkeit dazu.
Ich habe mich entschieden und ich glaube zu wissen, wohin ich gehe.

Es zwingt dich ja auch keiner. Im Himmel sind nur Freiwillige. :grin:

4 „GefĂ€llt mir“

Ehrlich gesagt finde ich, dass der Versuch, zu definieren wer Jude ist und wer nicht, uns vom Thema Antisemitismus weg fĂŒhrt. Juden sind sowohl ein sehr altes Volk wie auch eine Religion und Kultur, die es ĂŒber die Jahrtausende zusammengehalten hat. Und es steht sicherlich niemandem zu, Juden von außen her ihre IdentitĂ€t wegzudefinieren. Mit dem Rassebegriff der Nationalsozialisten hat das genausowenig zu tun wie mit dem Rassismus an sich - es gibt keine Menschen"rassen" und niemand hier arbeitet mit einer „Nazidoktrin“, nur um das hier unmissverstĂ€ndlich klarzustellen. Jene, die Juden diskriminiert, unterdrĂŒckt und ermordet haben, haben sich um solche „Feinheiten“ nie geschert. Und auch die „modernen“ Verschwörungstheorien einer „jĂŒdischen Elite“, die angeblich die FĂ€den in der Hand hĂ€lt oder eines „Finanzjudentums“, wie es die Nazis formuliert haben, richteten sich stets gegen alle Juden, ungeachtet ihres Bekenntnisses.

Semiten sind eine Sprachfamilie, aber keine Ethnie. Der „Antisemitismus“ hat sich aber nie gegen Semiten im eigentlichen Sinne gerichtet, sondern stets nur gegen Juden. Den Begriff hat Wilhelm Marr, ein deutscher Antisemit, 1880 in einer judenfeindlichen Schrift erfunden, weil er eben „wissenschaftlicher“ klingt als „Judenhass“, aber um nichts anderes geht es hier. Darum, wie man vom Antisemitismus Betroffene heute schĂŒtzen kann und wie wir uns in unserer Gesellschaft dafĂŒr einsetzen können, dass dieser dunkle Spuk aus der Vergangenheit keine Chance mehr bekommt.

Das heißt nicht, dass man nicht mit demselben Engagement auch gegen Rassismus und Intoleranz ankĂ€mpfen soll - aber das relativiert den wieder aufkeimenden Antisemitismus in unserer Gesellschaft in keinster Weise.

5 „GefĂ€llt mir“

Sehe ich anders, nicht das mit der CSU.
Du schreibst:

Das ist ganz eindeutig keine Quellenangabe fĂŒr Inhalte des GG sondern es sind die MacherInnen des GG, die sich hier auf ihre Verantwortung berufen.

Die VĂ€ter und MĂŒtter des GG stellen sich zwischen Gott und Menschen. Und geben hierbei ihre Verantwortung an Gott ab, um vielleicht einen Höhere AutoritĂ€t darzustellen. Wenn es so ist, wie du es schreibst, mĂŒssten den CSU- Mitgliedern die Ohren klingeln, dauernd.

Es gibt ein paar signifikante Unterschiede zwischen Rassismus und Antisemitismus, die historische Wurzeln haben. WĂ€hrend der Rassismus davon ausgeht, dass andere Ethnien/NationalitĂ€ten/Religionsangehörige „minderwertig“ sind, also weniger wert als die eigene Gruppe, fĂŒhrt er zu Diskriminierung, Sklaverei, dem Ausbeuten von Menschen, die man als „weniger wert“ empfindet. Antisemitismus richtet sich ausschließlich gegen Juden. Er war zunĂ€chst religiös motiviert, von „die sind anders“ bis hin zu „die haben Jesus ans Kreuz geschlagen“ (was sachlich nicht einmal stimmt), Jude durften bestimmte Berufe nicht ergreifen und mussten sich schon im Mittelalter oft besonders durch bestimmte KleidungsstĂŒcke kenntlich machen. Durch diese Ausgrenzung wurden sie als „Fremde“ wahrgenommen, selbst wenn sie schon seit Jahrhunderten hier lebten. Und dieses „Fremde“ wurde mit Ă€ußerstem Misstrauen beobachtet. Brachen Epidemien aus und in den Judenvierteln der StĂ€dte wĂŒteten diese weniger (was wohl auf die religiösen ErnĂ€hrungs- und Hygienevorschriften zurĂŒckzufĂŒhren war), machte man die Juden als die Schuldigen aus und es entstanden „Verschwörungstheorien“, wie man heute sagen wurde, die die Juden z.B. als Brunnenvergifter bezeichneten oder die Horrorstory, dass in den Matzen zu Pessach das Blut unschuldiger Christenkinder verbacken wurde. Hier spielt also nicht nur Religion eine Rolle, sondern auch ein Gewisser Neid. Daraus entwickelte sich dann der Glaube, „der Jude“ kontrolliere die Banken, die MĂ€chtigen der Welt - und im Umkerschluss wĂ€hren alle MĂ€chtigen „Kryptojuden“, also unterstellte man einfach allen unbeliebten MĂ€chtigen, sie wĂ€ren heimlich Juden. Diese Thesen - die auch von den Nationalsozialisten aufgenommen und verbreitet wurden - finden sich bis heute bei Facebook und anderswo. Und sogar die Brunnenvergifter- und Kinderblut-Legende tauchte in abgewandelter Form schon auf (so z.B. in der palĂ€stinensischen Propaganda), nur richtete sie sich diesmal gegen Israel als jĂŒdisches Kollektiv.

6 „GefĂ€llt mir“

Zum einen ist Antisemitismus - oder auch Antijudaismus - nicht dasselbe wie Rassismus, sondern ein deutlich anders gelagertes PhĂ€nomen. Dazu habe ich in diesem Faden anderswo mehr geschrieben. Zum anderen genießen Juden keine „Vormachtstellung“, nur weil wir Antisemitismus bekĂ€mpfen wollen - es geht vielmehr darum, erhebliche, bestehende Benachteiligungen auszugleichen. Solange es hunderte von antisemitischen VorfĂ€llen im Jahr gibt, solange sich Juden in der Öffentlichkeit verstecken mĂŒssen und solange Synagogen, Schulen und sogar KindertagesstĂ€tten in unserem Land Polizeischutz brauchen, kann von irgendeiner „Vormachtstellung“ ganz sicher keine Rede sein.
http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/die-stiftung-aktiv/themen/gegen-as/antisemitismus-heute/chronik-antisemitischer-vorfaelle-1/
Nein, es ist unsere Pflicht als Gesellschaft, hier aktiv einzugreifen. Und das hindert sicherlich niemanden daran, sich ebenfalls gegen Rassismus zu engagieren.

2 „GefĂ€llt mir“

Das Problem ist , wie so oft , die Sprache . Wir benutzen Fremdworte , weil es uns gebildeter , weltoffener erscheinen lĂ€sst (der Grund ist nicht nur eine Vermutung von mir) . Jede/r spricht von >Antisemitismus< , obwohl (vermutlich) nur Wenige die Bedeutung des Wortes verstehen , lediglich in groben ZĂŒgen den negativen Zusammenhang erahnen .

Wir haben ein unmissverstÀndliches deutsches Wort , welches diese Geisteshaltung als das erklÀrt , was es ist : Judenhass . Ich denke , dass es die Meisten auch genau so meinen . Warum sagen wir es dann nicht auch ? Selbst Antizionismus oder Antijudaismus wÀren deutlicher und verstÀndlicher , weil selbsterklÀrend .

5 „GefĂ€llt mir“