Hallo zusammen,
gestern war ich ja beim #DigitalCamp19 in Leipzig - einer Veranstaltung organisiert von pioneer communications. Anlass des DigitalCamp19 war die anstehende Landtagswahl in Sachsen, nämlich dass wir alle demokratischen Kräfte bündeln müssen, um einen übermäßigen Wahlsieg der Rechtspopulisten möglichst zu verhindern.
Dazu gab es anfangs drei sehr interessante Referentenvorträge. Aber eigentlich spannend waren die später angebotenen Workshops. Insgesamt wurden 11 Workshops angeboten in zwei Runden. Ich besuchte die Workshops von „Zukunft Sachsen“ und von Jürgen Kasek.
Workshop von Zukunft Sachsen
„Zukunft Sachsen“ ist nach eigenem Verständnis eine monothematische Kampagne einer kleinen Gruppe ‚Mitzwanziger‘ ohne Budget, die sich als einziges Ziel gesetzt hat, die Sächs*innen strategisch wählen zu lassen. Dabei empfehlen sie keine explizite Partei, versuchen aber den Erfolg der AfD zu mäßigen. Damit sind sie eine Kampagne, die von keiner Partei unterstützt wird (denn taktisches Wählen schließt Parteinähe per se aus und auch Kleinparteien ‚ächten‘ sie). Dennoch wurde sie binnen kürzester Zeit unglaublich bekannt und präsent.
Hier nun die Zusammenfassung dessen, was ich mitgeschrieben habe (umgemünzt auf DiB):
Wie sorgt man ohne Budget für Sichtbarkeit?
- Zuallererst müssen wir uns fragen, was unsere Mission ist. Was wollen wir erreichen?
- Hier wurde Monothematik empfohlen, da man dann genau eine Sache hat, auf die man sich konzentrieren und versteifen kann. Das ist bei Parteien natürlich schlecht umsetzbar, denn wir müssen schon gewissermaßen die politische Bandbreite abdecken, denn sonst kommen die Leute mit Fragen wie „Und was macht ihr eigentlich gegen / für [beliebiges Thema einsetzen]?“
- Aber dennoch können wir das ggfalls in einer Lite-Version umsetzen. Beispielsweise können wir uns zeitweise (etwa für jeweils 4 Wochen) ein Thema herausgreifen, dass wir uns groß auf die Fahne schreiben. Auch denkbar ist, dass sich unsere Mitglieder spezialisieren / fokussieren, sofern noch nicht geschehen.
- Ziel muss es sein, dass wir DiB zu einer Marke formen. Die Menschen „da draußen“ müssen wissen, wofür wir stehen. Außerdem müssen wir etwas anbieten. Was haben die Menschen von uns?
- Danach Infrastruktur schaffen. In diesem Punkt sind wir bereits gut aufgestellt. Etwas ausbaufähig ist evtl noch unsere Erreichbarkeit, indem wir zB direkt im Impressum eine*n Pressesprecher*in benennen inkl. Kontaktmöglichkeiten, damit Medien uns direkt per 2 Klicks ansprechen können.
- Content: Wenn wir wissen, wofür wir stehen (zB ein konkretes Thema für die nächsten 4 Wochen), müssen wir „eine Geschichte erzählen“, d.h. wir müssen unser gesamtes Handeln darauf ausrichten. Dabei müssen wir auch mal konkret werden und nicht unkonkret um den berühmten heißen Brei erzählen. Wir brauchen hier Steigerungspotential in der Geschichte und müssen auch hier Marken aufbauen (z.B eine Person mit einem Thema).
Klingt abstrakt? Beispiel:
Was macht Zukunft Sachsen so erfolgreich?
Zukunft Sachsen hat genau ein Thema: Taktisch wählen. Am Tag nach der EU-Wahl haben 10 Leute den ganzen Tag exzessiv getwittert zu diesem Thema und damit eine gewisse Grundaufmerksamkeit erzeugt. Sie wirkten wie eine größere Gruppe. Mit sich steigernden Aktionen erreichten sie immer mehr Aufmerksamkeit (zB hat Zukunft Sachsen inzwischen ca 90% der CDU-Kandidierenden befragt, ob sie eine Koalition mit der AfD in Betracht ziehen oder a priori ausschließen. Sie haben also Antworten, die nach der Wahl verwertbar sind). Dadurch wurden Medien auf die Kampagne aufmerksam und die Sache lief.
Kurz zusammengefasst
- Wir müssen ein Thema bekannt machen. Dabei müssen wir bereits vorhandene Reichweite nutzen, also zB unter Beiträgen drunterkommentieren. Es wäre verschwendete Lebenszeit, direkt zu versuchen, eine eigene Reichweite aufzubauen. Also: Fremde Beiträge mit eigenen Inhalten kommentieren und die Öffentlichkeit somit mit unserem Content regelrecht „penetrieren“.
- Netzwerke schaffen / Verbände kontaktieren. Zu sicherlich jedem DiB-Thema existieren Verbände / Netzwerke, die sich diesem Thema (oder einem sehr ähnlichem) auch widmen. Viele davon wollen vermutlich überparteilich bleiben, aber eine Anfrage auf Kooperation in nur genau diesem Thema geht immer.
- Steigerungen. Nachdem wir durch 1. eine gewisse Grundaufmerksamkeit erzielt haben, müssen wir Aktionen starten (zB offene Briefe, Crowdfunding, Petitionen usw.)
Ganz wichtig dabei: Es braucht „lediglich“ eine kluge Idee. Dann hält sich der zeitliche Rahmen sehr in Grenzen.