Progressiver Umgang mit Prostitution - Legalisierung statt Entkriminalisierung

Bzgl. der Finanzierung hätte ich einen Vorschlag.Schätzungen zu Folge werden in Deutschland in diesem Zweig ca.15 Mrd € umgesetzt. Die Besteurung der Sexdienstleister*innen gestaltet sich aber schwierig.

Unterschiedliche Regelungen der Bundesländer,und die Tatsache, dass in diesem Gewerbe Barzahlung vorherrscht, bedingen gemessen am Umsatz lächerlich geringe Einnahmen.

Dazu hat der Bundesrechnungshof Vorschläge unterbreitet,welche auf eine pauschale Abgabe der Anbieter*innen abzielt. Diese Gelder könnten dann zweckgebunden eingesetzt werden.

https://www.bundesrechnungshof.de/de/veroeffentlichungen/produkte/beratungsberichte/langfassungen/langfassungen-2014/2014-bericht-besteuerung-der-prostitution

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Offiziell, aber nicht bindend, das steht ausdrücklich dabei. @anon91073810

@anon45371653: Ich denke das wären diese Quellen:

Pressemitteillung
Entschließung des Europäischen Parlaments
Gerade letztere Quelle schlägt einige auch hier aufkommende Forderungen vor, etwa ab den nummerierten Punkten, beispielsweise:

7. fordert zudem die Mitgliedstaaten auf, im Einklang mit nationalem Recht regelmäßige, vertrauliche Beratungs- und Gesundheitstermine für Prostituierte außerhalb der Prostitutionsstätten einzuführen;

Ich frage mich warum wir uns nicht an dieser Entschließung abarbeiten. Vieles von dem hier und in der anderen Initiative vorgebrachte ist dort enthalten.

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außerdem ist da eine Altersgrenze von 21 Jahren vorgesehen, darüber ist das dann auch alles wieder offen.

Interessant finde ich, daß die Diskussionen in beiden threads langsam an einen weiteren Kern der Differenzen kommt, nämlich die jeweiligen Moralvorstellungen. Die Frage, warum jemand mit wem (oder auch was) wie und wie oft Sex hat oder eben auch nicht, spielt im Rahmen einverständlicher Handlungen doch keine Rolle. Das ist dann wie es ist, nicht gut nicht schlecht, es ist einfach nur.

Das ist aber etwas anderes als das Ziel, Menschenhandel zu unterbinden, soziale und körperliche Sicherheit für Prostituierte herzustellen oder auch - folgte man dem nordischen Modell - Sex außerhalb von Beziehungen gegen Geld zu ächten.

Ist es nicht scheinheilig, auf die Verabredung zu Sex-Dates oder Swinger-Clubs oder so zu verweisen? Können so Abhängigkeiten und Gewalt ausgeschlossen werden?

Alles, was bis jetzt zum nordischen Modell zu lesen war, hatte so ein bißchen was vom Sankt-Florian-Prinzip : „Verschon mein Haus, zünd´ andre an!“ Verschiebung in anderen Medien oder andere Länder, Hauptsache die Sichtbarkeit entfällt.

Der schwedische Wohlfahrtsstaat stand ja auch in der Kritik wegen der sozialen Kontrolle, die ausgeübt wurde, mir scheint als ob das sog. nordische Modell noch ein Ausläufer davon ist.

Wohlfahrsstaat - Volksheimidee

Ich bin nicht überzeugt, daß die Kriminalisierung der Freier wirklich etwas für die Prostituierten oder die Gesellschaft verbessert.

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Bei den Kommentaren darunter geht es auch kontrovers zu, aber einer empfahl eine Folge der Serie „Borgen“ als Einstieg. Ist derzeit in der Arte-Mediathek:
https://www.arte.tv/de/videos/049279-005-A/borgen-gefaehrliche-seilschaften-3-staffel-5-10/

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Bitte einfach genauer lesen.

Ist Zustand: Entkriminalisierung von Prostitution.
Forderung: Entstigmatisierung + Legalisierung. Unterschied? Bitte nochmal nachlesen, ich wiederhole mich ungern.

Ist Zustand: Mangelhafte Bekämpfung von MH und ZP.
Ziel: Konsequente Bekämpfung + mehr & niedrigschwellige Beratung.

Nein, aber wir drehen uns argumentativ im Kreis.

Für mich ist es nicht konstruktiv die diskussion auf die andere Ini zu verlagern.
Es ist aber eine gute Startegie, um diese besonders umstritten aussehnen zu lassen.

Das ist auf jeden Fall in beiden Modellen unabdíngbar.

Das sollte ebenfalls in beiden Modellen selbstverständlich sein.
Die Betroffenen trauen sich nicht sich zu wehren, weil dann die Abschiebung droht.
Wie auch bei anderswo illegal Beschäftigten oft.

Ein BGE hat in Otjivero genau diese Wirkung gezeigt.

Ich beginne mal damit, die Gemeinsamkeiten der beiden Initiativen zu nennen:

Anbieter*innen sexueller Handlungen sollen dies nur freiwillig und selbstbestimmt tun können, ohne Druck und Zwangslage. Sie sollen die Grenzen, was sie tun wollen und was nicht, selbst bestimmen.

Strittig ist, wie das am besten erreicht werden kann.

Meiner Meinung nach kommt man der Lösung keinen Schritt näher, wenn man die Bezahlung solcher Dienstleistungen unter Strafe stellt.

Das widerspricht dem Prinzip der Wirtschaft und es ist asymmetrisch.

Auch wenn immer beteuert wird Prostitution nicht stigmatisieren zu wollen, tut man es unterschwellig meiner Meinung nach doch.

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Das ist der Punkt. Da wir inhaltlich auch kein Stück mehr voran kommen, schlage ich vor, so allmählich das Plenum zu bemühen. Dann sehen wir, ob DiB einen restriktiven oder progressiven Weg geht.

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Ein guter Artikel, der vieles aufgreift, das hier auch schon genannt wurde.

Ein paar Erkenntnisse vereinfacht:

  • es gibt meist nur Schätzzahlen und die meisten sind nicht aktuell

  • es gibt vier unterschiedliche Motive für Freier:
    → Bedürfnis, Lust und Begehren auszuleben, das ist die Nachfrage nach Sexualität in der ganzen Bandbreite
    → soziale Motive („Man will mit jemanden zusammen sein, das Herz öffnen, über Probleme reden.“)
    → Gewalt und Machtausübung
    → anti-bürgerliche Subkultur („Da tritt man plötzlich in eine fremde Welt ein, … das verspricht ein aufregendes Abenteuer“)

  • die ökonomische Ausbeutung hat strukturelle Ursachen, das Angebot übersteigt die Nachfrage, wodurch eine Marktmacht der Freier entsteht

  • es „greift der Mechanismus: Wofür ich bezahlt habe, darüber muss ich mir keine Gedanken machen, das ist in Ordnung. Über das Geld wird eine moralische Legitimität hergestellt. Das gilt für alle kapitalistischen Produktionsverhältnisse“

  • eine Reihe von Faktoren, die das Prostitutionsfeld delegitimieren:
    → christlich oder auch feministisch begründete moralische Ablehnung
    → kapitalismuskritische Sicht, die besagt: Sexualität sollte keine Ware sein, da hat der Markt nichts verloren
    → Abwertung, die aus innermännlichen Konkurrenzkämpfen herrührt („der es nötig hat, Sex zu kaufen, weil er auf dem freien Markt nicht konkurrenzfähig ist“)

  • „Zweifel, dass es in der Gesellschaft eine Tendenz zur Normalisierung gibt; die Freier stehen vor allem durch den Gewalt- und Ausbeutungsdiskurs sehr stark unter Druck“

  • „Wer die Früchte des Prostitutionsfeldes genossen hat, dem fällt es unter Umständen schwer, in privaten Beziehungen wieder Dinge auszuhandeln und auf die Bedürfnisse anderer einzugehen.“

  • „…festgestellt, dass die Freier eine sehr heterogene Gruppe sind und dass man kein eindeutiges Täter-Opfer-Schema konstruieren kann.“

  • „Auf der einen Seite ist es natürlich richtig, die Sexarbeiterinnen zu unterstützen, die für ihre Anerkennung und gegen ihre Stigmatisierung kämpfen.“

  • „Auf der anderen Seite frage ich mich: Sollte Sexualität eigentlich einer kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen werden?“

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Vielen Dank @Kuki für den tollen Artikel. Der bringt, wie @Renaldo schon sagte, viele Sachen auf den Punkt, die hier auch schon genannt wurden. Renaldo hat den Artikel schon sehr schön rekapituliert, aber auf zwei Zitate will ich nochmal genauer eingehen:

Sprich: Wer das Nordische Modell nach einem Sexkaufverbot aus dem Grund fordert, dass Sexarbeiter*innen teils unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen und ausgebeutet werden, müsste konsistenterweise auch ein Jeanskaufverbot fordern wegen #Kinderarbeit und so …

Statt eines Sexkaufverbotes braucht es also eine Entstigmatisierung von Sexarbeiter*innen, was diese Ini ja unter anderem fordert. Die Frage nach der Ökonomisierung von Dingen / Dienstleistungen stellt sich natürlich immer: Sollte Bildung einer kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen werden? Sollte Gesundheit einer kapitalistischen Verwertungslogik unterworfen werden? usw usf
Das jedoch halte ich für eine andere Frage, da wir hier Grundsatzfragen darüber beantworten müssten, in welchem Wirtschaftssystem wir eigentlich leben wollen. Das hat primär nichts mit Sexarbeit als solche zu tun. Für diese Ini müssen wir unser Wirtschaftssystem nehmen wie es ist.

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Eben doch. Genau deshalb soll sie ja entstigmatisiert und nicht noch stärker stigmatisiert werden.

Das ist der Punkt. Und wird es besser, indem man Sexarbeiter*innen zusätzlich stigmatisiert, indem man ihnen jegliche rechtliche Grundlage für ihre Tätigkeit nimmt und sie in die Illegalität treibt (ja, es würden die Freier bestraft, aber dennoch würde das gesamte Milieu [noch] krimineller werden)?

Naja, gewagte Aussage, die man tätigen kann. In der Regel würde ich aber widersprechen.

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In diesem Falle wäre ein Sexkaufverbot ja auch eine Maßnahme. Allein die Ankündigung würde die Nachfrage senken und das Bewusstsein bei den Freiern verändern, was zumindest mein bevorzugter Ansatzpunkt wäre. Das würde dem Geist unserer Zeit eher entsprechen. Nachfrage senken, Angebot sinkt und somit auch der Anteil an Zwangsprostitution.

So als Vergleich, stigmatisieren wir ja auch nicht Arbeiter in der Braunkohle- oder Atomindustrie, weil wir den Ausstieg beschlossen haben… oder doch?


In dieser Initiative vermisse ich Ansätze, wie Kunden dafür sensibilisiert werden sollen, dass sie diese bei Verdacht Zwangsprostitution melden. Dazu hilft es nicht darauf zu beharren, dass

wird. Das wäre bei legaler Prostitution, wohl die effektivste Maßnahme.

Achso kleines Update: Da die Diskussion der letzten Tage keinen wirklichen inhaltlichen Mehrwert für die Ini mehr geliefert hat, haben wir - das sind Ute, Sabine und ich - die Ini vor wenigen Tagen eingereicht. Derzeit wird sie geprüft (was evtl etwas dauern kann wegen #Urlaubszeit und so). In der Diskussionsphase erreichen wir bestimmt noch mehr Leute mit noch mehr Ideen, dann kommen ggfalls noch inhaltliche Punkte hinzu :+1:

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Update: DiB interner Lobbyismus :wink: läuft: Progressiver Umgang mit Sexarbeit & Kampf gegen Zwangsprostitution – im Plenum der Beweger*innen von DEMOKRATIE IN BEWEGUNG

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Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für die gut ausgearbeitete Initiative. :+1:

Es sieht sehr gut aus, die nötigen 15 Unterstützer*innen hat die Ini schon. :star_struck: :zukunftsorientierung:

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Es gibt in beiden Inis,so viele einzelne Punkte, die sich durchaus konsensieren ließen. Und zwischen vollständiger Kriminaliesierung und vollständiger Freiheit liegen auch noch Strafbarkeit von Nutzung nicht angemeldeter Sexdienste, von Nutzung von Zwangsprostituirten, Nutzung von Sexdiensten ohne entsprechenden Gesundheitsschutz (Kondom).
Genau so ich mich strafbar mache, wenn ich ein gestohlenes Fahrzeug nutze oder Falschgeld in Umlauf bringe.

leider noch nicht

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Das ist heute schon strafbar und würde auch nicht anders werden durch die Ini

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Und warum kommen solche Vorschläge erst nachdem die Ini ins Plenum ging? Lange Zeit wird hier um Grundsatzfragen der Moral diskutiert, aber konstruktiv wird es erst jetzt?

Und wie gesagt, in der Diskussionsphase können wir solche Vorschläge gern noch diskutieren und einbauen

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Nicht so gut formuliert wie Kuki, aber angesprochen wurde es schon.

Zur Finanzierung steht in der Initiative immer noch nichts. Soll es einen bundesweiten Topf geben für sowas, oder sollen diesen Mehraufwand die Kommunen alleine schultern? Für letzteres kann ich mir gut vorstellen, dass eine Aufstockung von Personal nicht wirklich stattfinden wird, weil Kommunen eher kein Geld für sowas haben. Sollen bisherige Stellen einfach verdoppelt werden?

Ich kann nicht erkennen, wieviel mehr passieren soll, als jetzt schon. Sonst wären das alles nur leere Worthülsen, denn Kampf gegen Menschenhandel und Zwangsprostitution will vermutlich jede Partei.

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