Pflegesituation verbessern, jetzt!

Original Veröffentlichung: Pflegesituation verbessern, jetzt! | DEMOKRATIE IN BEWEGUNG - DiB

Aufgabe für die künftige Bundesregierung bezüglich der derzeitigen Pflegesituation in Deutschland

Der ehemalige Gesundheitsminister Jens Spahn versprach eine Pflegereform. Daraus wurde nichts mehr.

Die Rahmenbedingungen in den Pflegeeinrichtungen sind dringend reformbedürftig, es wird nicht nur gegen die UN-Behindertenrechtskonvention verstossen, sondern auch gegen die Grundrechte.

In Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention heisst es unter Anderem:

(dass) Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt die Möglichkeit haben, ihren Aufenthaltsort zu wählen und zu entscheiden, wo und mit wem sie leben, und nicht verpflichtet sind, in besonderen Wohnformen zu leben;

Wenn man Hilfe beim Toilettengang benötigt, wird man oft gedrängt in eine Pflegeeinrichtung zu gehen. Dort ist man den vorgegebenen Tagesstrukturen unterworfen, ob man will oder nicht. Selbstbestimmtes Leben sieht anders aus. Man kann nicht mehr frei entscheiden wann man ins Bett gehen will, wenn man Hilfe beim Umziehen oder Umsetzen braucht, die Spätschicht endet um 21:00 oder 21:30 und die Nachtschicht bringt in vielen Einrichtungen keine Bewohner*innen mehr ins Bett.

Abendliche Veranstaltungen kann man dann nicht mehr besuchen. Das verstösst gegen Artikel 3 des Grundgesetz, dort steht unter Anderem:

Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.

In Deutschland herrscht Pflegekräftemangel, in den Krankenhäusern genauso wie bei ambulanten Pflegediensten und in Pflegeeinrichtungen. Um Pflegeberufe wieder attraktiv zu machen, muss man die Rahmenbedingungen ändern, damit die Menschen in diesen Berufen die Möglichkeit haben, ihre Arbeit ohne ständigen Zeitdruck auszuüben. Ein Personalschlüssel von 10 pflegebedürftigen Menschen auf eine Pflegekraft ist unmenschlich für beide Seiten.

Die neue Regierung muss viele Probleme bewältigen, Klimawandel, die Auswirkungen der Corona-Pandemie, das ist wichtig und duldet keinen Aufschub und ja, es wird Geld kosten.

Trotzdem ist es höchste Zeit auch für pflegebedürftige Menschen grundlegend etwas zu ändern, auch das wird Geld kosten.

Die Zeiten kleiner Reförmchen sind vorbei, man kann es nicht Allen recht machen, Unternehmen und Menschen, die viel verdient haben und viel verdienen, müssen ihren Anteil der Kosten übernehmen. Es braucht Steuer- und Abgabengerechtigkeit.

Es darf nicht sein, dass pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Behinderungen ans Ende der Warteschlange gedrängt werden, es geht um Grundrechtsverletzungen, nicht mehr und nicht weniger.

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Ich sehe das ein bisschen vom „Markt“ her.

Wenn sich die behinderten Menschen nun so sehr eingesetzt haben, dass der Artikel 3, das was du gesagt hast, ins Grundgesetz kommt, dann muss es dafür doch auch einen „Markt“ geben. Dann muss es Firmen geben, deren Aufgabe es ist, mit dem „selbstbestimmten Leben“ für behinderte Menschen auch Geld zu verdienen.
Und bei dem Verdienst sollte der „Kunde der König sein“ und nicht der „Pfleger“, der eben mal seine Stunden abreisst". (Eigentlich müsste es da eine ’
„Marktlücke“ geben.)

Als ich, im Zivildienst, damals „Gemeindepflege“ gemacht habe, habe ich an die Menschen gedacht, und nicht an meinen „Feierabend“.
Natürlich muss auch der „Lohn in der Tüte stimmen“. Aber darum geht es nicht primär. Es geht primär um den Kunden und um sein selbstbestimmtes Leben.

Und das ist es, was uns heute fehlt.
„Wenn wir heute, an die Menschen denken, denen wir dienen, dann (!) ist an Alle gedacht.“

Du übersiehst dabei, dass das mit dem Markt hier nicht funktioniert.

Die pflegebedürftigen Menschen leben in der Regel von Sozialhilfe oder einer meist kleinen Rente und sind nicht in der Lage diese Pflege selbst zu finanzieren.

Pflege ist teuer, weil sie personalintensiv ist.

Ein Platz im Pflegeheim kostet für die Pflegebedürftigen um die 3000 Euro pro Monat plus das Pflegegeld je nach Pflegegrad.

Trotzdem haben sie meiner Meinung nach Anspruch auf eine menschenwürdige Betreuung.

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Markt regelt Preise und Profite.
Ist kaum geeignet die hier angesprochenen Probleme zu lösen.
Erst (!) eine ausreichend gute finanzielle Ausstattung der Bedürftigen - sei es über adequate, und nicht ´präkere´, runtergesparte soz. Leistungen - kann diese zu ´Kunden´ (königlichen Würde) heben.

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Ein sehr trefflicher und schmerzhafter Beitrag zum Thema ‚Ausbeutung in der Pflege‘ - der Markt regelt nen Dreck:

Aus der Dlf Audiothek | Studio 9 | Kampf gegen Ausbeutung | Pflegerin Dobrina: „Das war wie Freiheitsentzug“ Pflegerin kämpft gegen Ausbeutung - "Das war wie Freiheitsentzug"

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