Absolut! Allerdings waren diese Zeilen nie ein Gebet, sondern nur Teile von (noch älteren!) Neujahrswünschen und weitaus ausführlicheren Texten unterschiedlicher Autoren.
(Soweit bekannt, ist die Entstehungsgeschichte hier nachzulesen.)
Als Autor wird seit vielen Jahren beharrlich der Pfarrer Hermann Josef Kappen und der Text als sein Neujahrsgebet in der Münsteraner Kirche St. Lamberti im Jahr 1883 benannt. Tatsächlich jedoch war der Text – soviel weiß man heute wohl einigermaßen zuverlässig – kein Gebet, sondern Bestandteil seiner Rede bei einem Neujahrsempfang in der Kirche St. Martini et Nicolai in Steinkirchen.
Kappen (geb. 18.11.1818, gest. 28.01.1901) wurde 1855 Pastor an St. Aegidii, ab 1869 an St. Lamberti in Münster, später dann Stadtdechant und Ehrendomkapitolant (seit dem Jahr 1891 auch päpstlicher Hausprälat und Ehrenbürger der Stadt Münster).
Belegt ist allerdings, dass er bereits in jungen Jahren, also ehe er Pastor wurde, ein kämpferischer Publizist und Redakteur war und auch als Pfarrer geblieben ist. So war er Redakteur des „Sonntagsblatt für katholische Christen“ und schrieb außerdem für mehrere weitere Blätter. Als Publizist wurde er für seinen Humor, einschließlich seines Hangs zur Satire, aber auch dafür bekannt, dass er sich gerne auch Bausteine anderer Schriften für seine Texte „auslieh“
(nennt sich heute Plagiat).
Auch der ihm zugeschriebene Text seiner Rede in St. Martini et Nicolai 1883 ist aus älteren Versionen ähnlicher Texte „abgekupfert“ worden. Fast wortgleich taucht er z. B. in einem Text des Publizisten und Satirikers Georg Adolph Glaßbrenner in „Komischer Wortkalender 1854“, wie auch bereits in dessen „Neujahrswunsch“ in „Komischer Wortkalender 1848“ auf.
Da Kappen keine Aufzeichnungen hinterlassen hat, ist jedoch keiner der ihm zugeschriebenen Texte verbürgt, obwohl viele Historiker und sonstige Interessierte jahrelang nach Belegen dafür gesucht haben. Es kann also auch sein, dass jemand anderes sie ihm „untergejubelt“ hat.
Was einigermaßen verwundert, ist, dass es auf der gelben Hauswand eines ehemaligen Feuerwehrhauses in Bernkastel-Kues den kalligraphisch schön gestalteten Neujahrsgruß mit dem Hinweis „Gebet des Pfarrers von St. Lamberti in Münster 1883“ gibt. Unterhalb des Textes (in dem Fall ohne die Zeile „Bessere unsere Beamten und Geschäftsleute, die wohl tätig sind, aber nicht wohltätig“) hocken zwei Figuren, ein Lautenschäger und ein Lauscher. Noch tiefer grinst ein verschmitztes Teufelchen.
Damit stellt sich die Frage, wer diese Grafik gestaltet und sie ausgerechnet an der Hauswand der Feuerwehr in B.-K. angebracht hat. Selbst sehr betagte ehemalige Feuerwehrleute konnten sie nur mit „Hängt schon da, solange ich denken kann“ beantworten.
Unbestreitbar ist, dass nicht nur die hier veröffentliche Kurzform, sondern auch viele Passagen der viel ausführlicheren älteren Versionen bestens in die heutige Zeit passen bzw. nach all unseren Erfahrungen quasi zeitlos sind, da es eine echte politische Zeitenwende nie gegeben hat und wohl auch nie geben wird
.