Freiheit: Floskel des Jahres - können wir sie mit neuem Inhalt füllen?

Fortsetzung der Diskussion von Reform des Geldsystems und Förderung von Regionalgeldinititaiven:

ja, man kann nicht mehr einfach ein Stück Land besetzen. Das ist in Mitteleuropa allerdings schon seit Jahrhunderten so, vielleicht sogar seit Jahrtausenden.

David Graeber und David Wengrow stellen in „Anfänge“ drei zentrale Freiheiten vor, die sie als menschliche Grundfreiheiten ansehen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) und die heute weitgehend verloren sind.

  • Die Freiheit zu gehen und anderswo willkommen geheißen zu werden. Ohne Letzteres ist das Recht auf freie Bewegung nämlich nichts wert, denn Menschen brauchen eine Gemeinschaft zum Leben.
  • Die Freiheit, willkürlichen Befehlen keine Folge zu leisten
  • Die Freiheit, das gesellschafliche Zusammenleben neu zu denken und neu zu gestalten.

Diese Freiheiten bedingen sich gegenseitig und sie sind ein starker Kontrast zu dem heute fast ausschließlich individuell verstandenen Begriff von Freiheit. Wengrow hat in einem Interview auch ausdrücklich darauf hingewiesen, dass sie dies als kollektive Freiheiten sehen und sie dem heute dominanten individuell verstandenen Freiheitsbegriff entgegensetzten. Rein individuell verstandene Freiheit sei nicht weit entfernt von Mikro-Formen von Herrschaft.

Mit anderen Worten: Freiheit, rein individuell verstanden führt letztlich zum Recht des Stärkeren. Das scheint mir ein Schlüssel dafür zu sein, dass Freiheit zur Floskel des Jahres gekürt wurde.

Diese kollektiv verstandene Freiheit eröffnet aber auch einen Ausweg aus dem Widerspruch zwischen der Freiheit des Einzelnen und der aller übrigen. Freiheit kann nicht bedeuten, dass jeder machen kann was er oder sie will, denn das gefährdet die Freiheit der anderen.

Wenn ich aber gezwungen bin, mich als Kuli zu verdingen, dann bin ich nicht mehr frei (oder nur noch sehr bedingt), weil ich letztlich einen Teil meiner Freiheit verkaufen muss, um zu überleben. Was der Kapitalismus verspricht ist eine rein nominelle Form von Freiheit: De jure bist zu frei, aber nur damit du de facto genötigt bist, deine Freiheit zu verkaufen. Die komplexen sozialen Beziehungen, Pflichten, Abhängigkeiten (die wohl kaum jemand zurück haben möchte) des Feudalismus werden abgelöst von einer einzigen Form, die über Geld vermittelt wird (und wegdefiniert wird).

Fortan ist jede und jeder gezwungen, zu Geld zu kommen, und wenn es bedeutet die Welt zu verkaufen. Genau das ist es, was passiert: Wir verkaufen in Summe die gesamte Erde, das gesamte Leben, machen alles zur Ware, weil wir vom Geld leben, auch wenn man das in Wirklichkeit nicht essen kann. Eines der stärksten Narrative, die diesen Zustand rechtfertigen ist das der Freiheit, die uns dieses System angeblich verschafft. Und daher nenne ich dies eine armselige Freiheit.

Wir haben die persönlichen Herrschaftsbeziehungen des Feudalismus durch die unpersönliche des Geldes ersetzt. Jetzt sind es diejenigen, die irgendwie zu Geld gekommen sind (durch Erbe, Verbrechen, Glück, Geschäfte o.ä.) die die Welt nach ihren Wünschen formen können, und nicht mehr (nur) diejenigen, die einen adligen Titel geerbt haben.

Es war richtig, die persönlichen Abhängigkeitsverhältnisse des Feudalismus zu überwinden, aber daraus kann man nicht schließen, dass automatisch etwas besseres gefolgt wäre. Das der Feudalismus den Menschen eine Menge Pflichten auferlegt hat ist richtig (wenn dies auch bei weitem nicht so allumfassend war wie manche meinen). Aber Menschen haben Pflichten, ohne die kann es keine Gemeinschaft geben, und die brauchen Menschen nun mal.

Was kann man als Utopie entwerfen, wenn man weder die persönlichen Abhängigkeiten des Feudalismus noch die Pseudofreiheiten des Kapitalismus besonders befriedigend findet? Mit Graeber und Wengrow würde ich vorschlagen: Die Freiheit, die Abhängigkeiten und Pflichten, die zum Leben dazugehören selbst zu gestalten. Das würde bedeuten, die drei Grundfreiheiten wieder zu verwirklichen.

Es eröffnet eine Perspektive neben der Unterwerfung unter die Adligen und der Unterwerfung unter das Geld. Statt als Kuli zu arbeiten könnten wir Menschen suchen, mit denen wir gut zusammenarbeiten können und gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Das ist letztlich die Idee hinter Commons. Wenn wir in einem Commons zusammen unsere wirtschaftliche Basis haben, die wir selbst gestaltet haben, sind wir dann nicht erst wirklich frei?

Diese Freiheit hat zur Voraussetzung, dass diese Gruppe(n), der wir angehören müssen um zu leben, sich nicht in eine tyrannische Herrschaft verwandelt. Dafür ist die Freiheit wichtig, gehen zu können im Vertrauen darauf, dass eine andere Gruppe einen aufnimmt.

Natürlich hat diese Freiheit auch zur Voraussetzung, dass wir die derzeitigen Schranken, die die derzeitigen Herrschaftsverhältnisse setzen überwinden. Das wird ohne Kampf nicht möglich sein. Der Kampf beginnt aber im Kopf, mit den Narrativen.

Geld würde in einer solchen Welt nicht unbedingt abgeschafft sein. Es könnte immer noch der Verrechnung im Austausch zwischen verschiedenen Commons dienen. Aber mit Sicherheit würde es nicht mehr die beherrschende Rolle haben, die es heute hat.

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Eben. Nur zu schnell beeinträchtigt dieser egozentrische Freiheitsbegriff die Freiheit der anderen. Beides muss mit aller gebotenen Sorgfalt abgewogen werden. Und eben diese vermisse ich oft bei den Regierenden und anderen Akteuren. Es ist z.B. völlig klar, dass der Staat für seine Aufgaben Geld braucht und dafür seine Bürger zur Kasse bitten muss. Aber wofür wird dieses oft verbraten? Im Zusammenhang mit einigen Silvesterkrawallen wird vielfach ein allgemeines Böllerverbot gefordert. Zig Millionen feierten jedoch friedlich und vernünftig. Gewisse Einschränkungen, die bereits bestehen, könnten durchaus etwas erweitert werden. Aber ich frage mich - wenn man ein allgemeines Verbot will - was kommt als nächstes? Das Wort Freiheit kann durchaus als Floskel, Phrase oder was weiß ich benutzt werden. Dennoch ist und bleibt es ein unverzichtbares und schützenswertes Gut.

Die Freiheit zu gehen und anderswo willkommen geheißen zu werden.

Ersteres ist vol o. k. aber Letzteres - da habe ich doch gewisse Bedenken.

Wildau: Schotten dicht – so viele neue Einwohner will Wildau bis 2042 zulassen
Die Stadt Wildau legt eine Obergrenze für die Einwohnerzahl fest. Sie soll bis 2042 auf maximal 14.000 steigen. Ein Beschluss zum Dahme-Nordufer wird von der Kommunalaufsicht gerade geprüft.
PIEPMAZ (Newsletter der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“)

Jeder einzelne unbescholtene Mensch sollte durchaus überall willkommen sein, wenn er denn noch ein Plätzchen findet - aber wenn es um Tausende oder gar Millionen geht, dann wird’s echt schwierig.

Geld kann und sollte in Form von Kosten und Erträgen auch weiterhin ein wichtiges Kriterium des Handelns sein. Aber nur eines. Und nicht das einzige.

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Freiheit: Floskel des Jahres? Können wir sie mit Inhalt füllen?

Ich gebe die Antwort vorab: Ja wir können.

Warum können wir das wagen? Weil wir aus der Vielzahl von Freiheitsdefinitionen für uns eine für Alle passende Definition entwickeln.

So ganz kann ich den drei zentralen Freiheiten von Graeber und Wengrow nicht folgen.

  • Die Freiheit zu gehen und anderswo willkommen geheißen zu werden. Ohne Letzteres ist das Recht auf freie Bewegung nämlich nichts wert, denn Menschen brauchen eine Gemeinschaft zum Leben.
  • Die Freiheit, willkürlichen Befehlen keine Folge zu leisten
  • Die Freiheit, das gesellschaftliche Zusammenleben neu zu denken und neu zu gestalten.

Denn diese drei aufgeführten Freiheiten sind im Grunde nur rein individuelle Freiheiten und stellen ein Abbild eines zur Zeit vorherrschenden praktizierten Freiheitsgedankens wieder.

Roosevelt hat am 11.01.1944 in seiner berühmten „Second Bill of Rights“-Rede, die Amerikaner auf den finalen Kampf gegen den Nationalsozialismus eingeschworen. Damit meinte der 32. US-Präsident aber nicht nur den militärischen Sieg gegen Deutschland, sondern auch den Kampf gegen die sozialen Ursachen des Faschismus. „Wir haben klar erkannt“, sagte Roosevelt, „dass es wahre individuelle Freiheit nicht ohne wirtschaftliche Sicherheit und Unabhängigkeit geben kann. (…) Menschen, die hungrig und arbeitslos sind, sind der Stoff, aus dem Diktaturen gemacht sind.“ Sei das „Freisein von Angst“ demnach „auf ewig mit dem Freisein von Mangel verbunden“, reklamierte der Begründer des New Deal eine Reihe sozialer Rechte, etwa jenes „auf einen nützlichen und auskömmlichen Arbeitsplatz“, „angemessene Nahrung, Kleidung und Erholung“ oder „eine annehmbare Wohnung“.

Daraus wurde der heute gelebte Neoliberalismus missbräuchlich abgeleitet, der den egoistischen Freiheitsbegriff fest in das Gedankengut in der Gesellschaft etablierte. Dieser Freiheitsbegriff braucht keine Demokratie, er kann auch unter einer Diktatur existieren. Denn dieser Freiheitsbegriff ist ausschließlich auf eine quantitative Freiheit gerichtet, wie sie Claus Dierksmeier in seinem Buch „Qualitative Freiheit – Selbstbestimmung in weltbürgerlicher Verantwortung“ beschreibt.

Dierksmeier schreibt: „Während quantitativ orientierte Freiheit Selbstbestimmung maximieren und Fremdbestimmung minimieren will, zielt qualitative Freiheit darauf, Selbstbestimmung durch soziale Mitbestimmung zu optimieren.“

Universalistische Freiheit im Kern bedeutet nach Jean-Paul Sartre`s Buch „Der Existenzialismus ist ein Humanismus“: „Die Existenz geht der Essenz voraus.“ Klingt kompliziert, meint aber nur, dass der Mensch sich selbst entwirft, er sich durch sein Handeln bestimmt. Es gibt nichts Wesensmäßiges, keinen Gott, kein Geschlecht, keine Hautfarbe, keine Klasse und keine Partei, die seinem Tun vorausgeht.

Was also tun? Im Freitag, Ausgabe 46/2016, wurde es treffend wie folgt beschrieben: „Für den Anfang wäre es die Wiedereroberung der qualitativen Freiheit, einer Freiheit, die Universalismus und Differenz, Selbstinteresse und Verantwortung so ausbalanciert, dass sie für möglichst viele Menschen Freiheit und Gerechtigkeit gewährleistet. Das wäre ein Liberalismus, der, schreibt Dierksmeier, nicht einem „Je mehr, desto besser“, sondern einem „Je besser, desto mehr“ folgt. Einer, der ökonomische Freiheit zugunsten sozialer und ökologischer Aspekte einschränkt, gerade weil er sich als pluralistisch begreift. Denn wer in Armut oder einer zerstörten Umwelt lebt, hat einen Teil seiner Freiheit bereits verloren. Es wäre ein sozialpolitisches wie moralisches Großprojekt. Oder um es mit dem Begriff Roosevelts zu sagen: ein New Deal.“

Können wir als DiB diesem Leitsatz zustimmen?
Unser BGE geht genau von diesem Grundsatz aus und soll bewusst nicht nur als Transferleistung zur Existenzsicherung dienen, sondern als soziale Mitbestimmung betrachtet werden.

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Nein, im Grunde ist das Gegenteil der Fall. das wird allerdings vielleicht nicht aus diesem aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat deutlich, gebe ich zu.
Wengrow ist Archäologe, sein Zeithorizont umfasst Jahrtausende. Den Schluss, den beide aus den ärchäologischen Überlieferungen der Steinzeit sowie aus den Berichten der europäischen Eroberer Nordamerikas ziehen ist, dass es Zeiten gegeben hat in der Menschheitsgeschichte, in denen diese Freiheiten präsent waren. Sie stehen aber im eklatanten Widerspruch zu staatlicher Gewalt.

Die Freiheit, willkürlichen Befehlen keine Folge leisten zu müssen ist eng damit verknüpft, eine Alternative zu haben. Für Häuptlinge der Wendat war es selbstverständlich, dass niemand ihren Wünschen folgen würde, es sei denn die übrigen wären vom Sinn überzeugt. daher haben sie hervorragende rhetorische Fähigkeiten gehabt, wie selbst die Europäer anerkennen mussten.

Es gabe wohl aber in großen Teilen Nordamerikas ein System von Clans, das unabhängig von dem der Stämme war. Man gehörte zu einem Stamm und zu einem Clan, und Mitglieder eines Clans hatten die Pflicht, einander zu helfen, egal woher sie kamen. Auf ähnliche Weise erklärt sich wohl auch zum Teil der große Erfolg jüdischer Kaufleute im Mittelalter. Sie konnten überall auf die Unterstützung ihres weit verstreuten Volkes rechnen.

Die letzte Freiheit ist eindeutig kollektiv, denn ich kann alleine die Gesellschaft nicht neu denken und gestalten. Aber ohne die Möglichkeit, tyrannischen Systemen zu entkommen, weil man weiß, dass man anderswo auch leben kann ist das auch schwer vorstellbar.

Ich denke, diese Freizügigkeit gibt es heute nicht mehr, denn sie würde das ganze Weltwirtschaftsystem aus den Angeln heben. Das merken wir vielleicht nicht so, mit unserem Pass kann man fast überall hin. Die allermeisten Menschen können mit ihrem Pass nur in sehr wenige Länder reisen. Wenn aber alle Menschen so frei reisen könnten wie die Reichen (global gehören wir alle dazu), dann wäre die globale Ausbeutung nicht möglich, auf der unser Wohlstand beruht. Graeber hat in einem anderen Zusammenhang mal geschrieben, wenn er sich etwas wünschen könnte dann wäre es die freie Beweglichkeit aller Menschen nach überall. Denn er wäre sicher, dass die Mächtigen dann sehr schnell darum bemüht wären, allen Menschen sofort ein anständiges Leben zu ermöglichen, damit sie von diesem Recht keinen Gebrauch machen.

Grenzen dienen letztlich dazu, Privilegien zu verteidigen. Und vor allem dazu, Macht auszuüben, nach außen wie nach innen.

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Bianca, gerade dieses Beispiel ist nicht geeignet als Beispiel für Freiheit zu dienen. Die jüdischen Bürger waren im Mittelalter gerade nicht frei im wirklichen Sinne. Sie waren nicht berechtigt einer Zunft beizutreten. Ihnen blieb nur der Beruf eines Händlers. Auch war ihr Aufenthalt nur in bestimmten Stadtteilen erlaubt. Ihnen blieb nichts anderes übrig als sich gegenseitig zu helfen. Sie hatten keine Möglichkeit überhaupt einen „Staat“ zu schaffen.

Dies kann ich ohne Wenn und Aber der qualitativen Freiheit zuordnen. Da bin ich mir Dir einer Meinung.

Dies ist zwar ein individuelles Freiheitsrecht, bedingt aber einer Definition. Was sind willkürliche Befehle? An und für sich dürften in einer freihetilichen Gesellschaft keine Willkür-Befehle erteilt werden,

Freiheit hat viele Aspekte, je nach dem von welchem Standpunkt man ausgeht.

Zum einen die persönliche individuelle Freiheit, die immer im Kontext zur Freiheit der anderen gesehen werden muss. Das bedeutet im Zweifelsfall, meine Freiheit endet da wo die Freiheit der*des Anderen anfängt.

Zum zweiten die wirtschaftliche (finanzielle) Freiheit, die für die meisten Menschen, nämlich die, die darauf angewiesen sind ihren Lebensunterhalt mit abhängiger Beschäftigung zu bestreiten, keine Freiheit ist.

Diese „Freiheit“ gilt nur für Menschen, die das Glück haben, über eine größere Summe Geld zu verfügen und von leistungslosen Zins- und Renditeeinnahmen leben zu können.

Zum dritten die Freiheit, sich in irgendeine Wildnis zurück zu ziehen, wo man ohne jede Absicherung lebt. Diese Freiheit könnte schnell mit dem Verlust des Lebens bezahlt werden müssen.

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Man kann es auch andersherum formulieren:

Freiheit (welcher Definition nach auch immer) wird abgesehen von individuellen physiologischen Einschränkungen,
im Wesentlichen durch zwei Faktoren begrenzt:

Das Rechtssystem und
(in der heutigen Zeit umso mehr) die finanziellen Möglichkeiten.

Möchte man die Freiheiten erweitern muss man man sich also vor allem das Rechtssystem und die Einkommensmöglichkeiten ansehen.

Fangen wir beim Rechtssytem an. Wie weitreichend unsere „Freiheit“ beschränkt wird zeigen auch nachfolgende Zahlen der Bundesregierung:

"In Deutschland haben zum Stichtag 2. Februar 2022 1.773 Gesetze mit 50.738 Einzelnormen gegolten. Zum selben Stichtag galten 2.795 Rechtsverordnungen mit 42.590 Einzelnormen. " Quelle: www.lto.de

Klären wir aber erst einmal wieder was DiB unter „Freiheit“ verstanden haben möchte.

Richtiger wäre: oder von leistungslosem Einkommen leben zu können.

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ganz und gar nicht.
Diese Freiheiten implizieren nämlich eine solidarische, egalitäre Gemeinschaft, in der es ohne ‚Federlesen‘ möglich ist.
Und selbstverständlich wird eine konforme Haltung unterstellt, und selbstverständlich wird Missbrauch missbiligt.

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Richtig, Roman, unterstellt, hineininterpretiert. Andere vestehen es anders, legen die Aussagen anders aus.
Deshalb bedarf es einer umfassenderen Definition, die nur ein enges Band an Interpretationen zulässt. Die Sprache ist nun halt mal dehnbar.

? Ist da nicht immer Eine/r der/die Etwas als erste/r formuliert?
Ist da nicht ein/e Whistelblower*inn, dem/r Was stinckt?
Ei ‚einsamer Prophet‘?

Als ich gerade die letzten Beiträge in diesem thread las, fiel mir wieder Charlie Chaplins Rede aus seinem Film „Der Große Diktator“ aus dem Jahr 1939 ein, in der er sein Verständnis von Freiheit definierte. Dazu passt

An sich ist der Film eine Satire auf Hitler und den Nationalsozialismus, die sich symbolisch aber auch gegen die US-Staatsmacht und den Militarismus allgemein richtet. Seine Rede hat allerdings nichts mit Satire zu tun, denn sie ist ein flammender Appell an die Soldaten, mit denen Hitler im September in Polen einfiel - und wüsste man nicht, woher sie stammt, könnte man ohne Weiteres annehmen, dass Chaplin damit brandaktuell Putins Soldaten im Ukraine-Krieg adressiert.

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Tina, der Film ist an und für sich keine Satire. Er zeigt die Realität. Äußerliche Ähnlichkeiten sind mehr wert als identitäre Ähnkichkeiten. Dass ein Frisör, zumal noch jüdisch, sich zum Führer aufschwingen kann ist bezeichnend gerade für unsere heutige Gesellschaft, die durch die Informationsflut der sozialen Medien geprägt wird.

Siehe den neuen Skandal um Lindner, der schon zu früheren Zeiten Probleme hatte. Zwei Insolvenzen. Und nun eine weitere Ermittlung. https://epaper.tagesspiegel.de//webreader-v3/index.html#/479280/1

Warum in dem „Freiheits“-thread. Lindner vertritt die Meinung „mir alles und den anderen die andere Hälfte“

Was ich noch vergessen habe, ist die Verbindung von Mietangelegenheiten zwischen Lindner und Spahn, ihr erinnert Euch, dem Saubermann der CDU.

die helfen nur denen, die es kapieren (wollen).
Paradigmen- /Konsenswechsel ist tiefgreifender, weil es Gesellschaften durchdringen muss.
Das Wollen einer Splitterpartei…
Kann dauern.
;- )

Aber ja. Präzise Definitionen sind…
Präzise, eindeutig, hilfreich.
Ziel… - na nicht sofort, aber letztlich - führend.

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Roman, es ist wie mit ein dickes Brett bohren.
Geduld und Ausdauer.
Es ist auch wie im Leben. Das Leben ist wie ein 10.000-.m-Lauf. Je schneller man läuft, desto eher ist man am Ziel. Man sollte jeden Schritt leben, also langsam gehen und geniessen. Genauso ist Politik zu verstehen.

Aber der ändert alleine nichts.
David Graeber, einer der Autoren, war so überzeugt von egalitären Konzepten und horizontalen Methoden, dass er immer vehement abgestritten hat, der Autor von „Wir sind die 99%“, dem Slogan von Occupy gewesen zu sein. Man wollte das gerne einem prominenteren Gesicht zuschreiben, er war der Meinung, dass solche Slogans aus dem Kollektiv entstehen. Ja, es gibt oft einen, der es ausspricht. Vor allem wird etwas oft erst allgemein wahrgenommen, wenn es aus prominentem Munde vernommen wird. Das heißt nicht, dass es wirklich aus dem entsprechenden Hirn stammt.

Oder wie ein zapatistischer Bauer es ausdrückte: „Diese Idee entstand aus allen Köpfen. Sie hätte nicht in einem einzigen Kopf entstehen können“

Ein durchschnittlicher Zeitschriftenartikel in einer wissenschaftlichen Zeitschrift dürfte auf 15 bis 20 andere Artikel verweisen (und hat in der Regel etwa 5 Autor*innen), in einem wissenschaftlichen Buch ist die Zahl der Verweise im dreistelligen Bereich. Wir alle bauen auf den Leistungen anderer Menschen auf. Jeder Nobelpreisträger ist Chef einer Arbeitsgruppe, alleine hätte er oder sie diese Leistung nie erbringen können.

Wir leben aber in einem stark hierarchisch geprägten System, in dem die Leistung einer Gruppe von Menschen deren Chef angerechnet wird. Wir sind so sehr daran gewöhnt, dass wir das schlicht für normal und legitim halten. Ich glaube das hat auch einiges mit Freiheit zu tun.

Die wirtschaftsliberale Freiheit ist nämlich letztlich nichts anderes als die Erlaubnis, eine Mikro-Herrschaft aufzubauen, vorausgesetzt man hat Geld. Das „freie Unternehmertum“ das so gerne der unfreien Planwirtschaft entgegengestellt wird bedeutet doch, dass diejenigen, die, warum auch immer, Geld haben oder organisieren können die Lizenz bekommen, andere für die eigenen Ziele einzuspannen. Als Unternehmerin bin ich berechtigt, (in gewissen Grenzen) über meine Angestellten zu herrschen. Ihre Bedürfnisse muss ich nur berücksichtigen, wenn das Gesetz mich dazu zwingt, meine Freiheit zur Mikro-Herrschaft hier also einschränkt. (Gerade kleine Unternehmerinnen handeln oft viel menschlicher, aber es geht ums dürfen).

Heute wird die Wirtschaft dominiert von Großunternehmen, Konzernen, meist Aktiengesellschaften. Die wirtschaftliche Freiheit dieser (in der Regel abwesenden) Eigentümer*innen manifestiert sich in dem Wunsch nach Profit. Und sie drohen mit ihrer Freiheit, ihr Geld abzuziehen.

Eine Wirtschaftliche Freiheit, die auf dem Grundsatz aufbaut, die Gesellschaft jederzeit neu gestalten zu können müsste anders aussehen. Warum soll einer/wenige den Ton angeben? Natürlich kann man nicht alle Güter einer modernen Wirtschaft in Einpersonenunternehmen herstellen. Wenn wirtschaftliche Freiheit also keine Lizenz zur Mikro-Tyrannei sein soll dann muss das, was eine Gruppenleistung ist, z.B. der Bau einer Brücke, eben auch von allen Betroffenen zusammen und gleichberechtigt in Angriff genommen werden.

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Ich habe bewusst und geschrieben, weil leistungslose Einnahmequellen zwingend ein größeres Guthaben voraussetzen.

Ich weiß zwar nicht was du mit Guthaben meinst, es klingt jedoch irgendwie nach Geld.
Das ist jedoch zu kurz gedacht.
„Kapital“ in Form von „Geld“ kann auch geliehen sein, wie es einige beispielweise an den Börsen tun.

„Geld“ ist jedoch gar nicht zwingend notwendig um „Kapital“ zu besitzen.
Es genügt auch schon Eigentümer ein Domain zu sein, oder eines Patentes, oder eines Musik- oder Filmrechts oder auch nur einer Rechtskonstruktion, mit der wir es Einzelnen gestatten, sich ein überdurchschnittliches Einkommen zu „gönnen“.

Vielleicht hast du ja z.B. die Debatte über die Vergütungen der Intendanten der öffentlich rechtlichen Sender verfolgt.
Hier reicht es zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein.
Dabei ist das nur ein Beispiel von vielen Bereichen, wo im Namen des Volkes gesellschaftliche Strukturen zum Selbstbedienungsladen werden.

Die Mitspieler derartiger Strukturen werden dann leicht zu „Paladinen“, die für sich in Anspruch nehmen, tapfer gegen das „Böse“ vorzugehen, defacto mit ihrem Tun jedoch eher das Gegenteil erreichen und damit ein System stützen, das sie vorgeblich selbst ablehnen.

Einig sind wir uns aber möglicherweise darin,
dass „Freiheit“ ohne wirtschaftliche Stärke heutzutage nur bedingt realisierbar ist.

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