Corona-Pandemie - ein kapitales Versagen unserer Regierung?

Der Markt regelt tatsächlich Vieles automatisch, was nun einmal das Wesen der freien Marktwirtschaft ist. Eine Planwrtschaft wollen wir ja sicherlich auch nicht.

Purer Kapitalismus sind jedoch die heutigen 'Freiheiten" des Finanzmarktes. Gewinn mit Investitionen zu erzielen, fand ich in Ordnung, solange es sich um Investitionen in dingliche betriebswirtschaftliche Werte ging (z. B. in mit eigenen Investitionen, innovattiven Produkten - sprich Forschung und Entwicklung - erfolgreich wirtschaftende Unternehmen, Immobilien, etc. pp.). Auswüchse wie „Wetten“ (u. a. auf steigende oder fallende Preise - z. B. von Nahrungsmitteln) und dergleichen, also alles, was nicht auf echter Substanz beruht, dürften nicht erlaubt sein.

Was Du über Krankenhäuser schreibst, gilt m. E. für die Verlagerung hoheitlicher Aufgaben auf die Privatwirtschaft generell.

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Was regelt der Markt denn automatisch?

  • dass allein die „Bedürfnisse“ der zahlungskräftigen Kunden befriedigt werden. Ein Bedürfnis (z.B. dem nach Nahrung) von jemandem, der kein Geld hat steht auch dann kein Angebot gegenüber, wenn das Bedürfnis wirklich dringend ist, weil derjenige verhungert. Diese Welt ist voll von Überfluss und Hunger, und das liegt wohl kaum an zu wenig Markt.
  • Rüstungsgüter werden produziert, weil sie sich verkaufen lassen, Pflege dagegen findet nur notdürftig statt, weil sie eben nicht von jenen nachgefragt wird, die zahlen können
  • Infrastruktur verrottet (Schulen, Straßen etc), statt dessen wird neu gebaut, wo es sich lohnt, auch auf Lößböden in der Wetterau
  • Immobilien stehen aus spekulativen Gründen leer, Obdachlose erfrieren auf der Straße
  • Etwas volkswirtschaftlicher: Es gibt einen Gleichgewichtslohn, bei dem der Einsatz des Arbeiters noch Gewinn verspricht. Dieser ist vollkommen unabhängig von den Lebenshaltungskosten des Arbeiters

Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Der sich selbst regulierende Markt ist ein Mythos, ein Dogma, der Glaubenssatz der (meisten) Ökonomen (er hat tatsächlich viel religiöses). Märkte gibt es schon lange, aber sie waren immer eingebettet in die Gesellschaft und meist sehr streng geregelt. Gesellschaft hatte immer Vorrang, den Markt zum alles umfassenden Ordnungsprinzip der Welt zu erheben ist eine verheerende Idee. Es wurde schon im 19. Jahrhundert klar, dass das (hieß damals „laissez faire Kapitalismus“) nicht funktioniert.

Im übrigen gibt es auch nicht nur die beiden Alternativen „Marktwirtschaft“ und „Planwirtschaft“, und in Reinform hat es im übrigen beide nie gegeben, keine von beiden funktioniert, wenn man sie bis ins Extrem treibt. Es gibt außerdem noch eine Menge anderer Ansätze, wie man wirtschaften könnte.

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Es ist richtig, dass es nicht nur die beiden Alternativen, sondern auch andere Ansätze gibt und dass es kaum eine je in Reinform geben wird. Und Extreme sind immer von Übel.

Die Punkte, die Du unter „Was regelt der Markt denn automatisch?“ anführst, haben aber nach meinem Verständnis wenig mit der freien Marktwirtschaft zu tun, sondern die Lösung dieser Probleme sind Aufgabe der Poltik. Offenbar hat dies auch Ludwig Erhard so gesehen, weshalb er bemüht war, politische Mittel einzusetzen, um eine Veränderung hin zu einer sozialen Marktwirtschaft zu erreichen.

Hibzu kommt, dass das Wirtschaften in Menschenhand liegt und menschliches Handeln leider nicht nur auf rationalen Erwägungen basiert, sondern auch von den weniger edlen Motiven des Menschen bestimmt wird - wie ungezügeltes Gewinnstreben (ausländische Billigarbeitskräfte durch Outsourcing der Arbeit), Gier (Rüstungsgüter, weil sie sich, ohne Rücksicht darauf, wozu sie dienen, gewinnbringend verkaufen lassen), Immobilien (Spekulation im Hinblick auf zuünftige Entwicklungen) usw… Doch auch diese Motive/Triebe werden in jeder Wirtschaftsform zutage treten. Selbst in Wirtschaftsformen, in denen alle gleich sein sollen, gibt es immer eine „Elite“, für die eine andere Form der Gleichheit gilt.

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Beide Grundkonzepte haben ihre Stärken und Schwächen. Planung ist notwendig, eben auch für Unternehmer. Doch das lässt sich nicht bis ins allerletzte Detail betreiben. Die schwerfällige Planungsbürokratie war ein wesentlicher Grund für die Unzufriedenheit der Menschen und für das Scheitern des real existierenden Sozialismus.

Die Regulation von Angebot und Nachfrage über den Preis funktioniert zwar ganz gut, aber auch nur innerhalb bestimmter Grenzen. Und nur bei einigermaßen ebenbürtigen Partnern. Doch das ist bei den von Dir angeführten Punkten eben nicht der Fall.

Niemand kann bestreiten, daß das Marktsystem in seiner Effizienz von keinem anderen Wirtschaftssystem übertroffen wird; aber wenn der Markt kritiklos idealisiert wird, wenn ihm keine ethischen Grenzen gesetzt werden, wenn er sozusagen als säkularisierte Eschatologie angesehen wird, dann entartet das Ganze mit der Zeit zum catch-as-catch-can. Man kann sich leicht vorstellen, daß dann schließlich der Ruf nach dem starken Mann laut wird, der Ordnung und Gerechtigkeit schaffen soll.

Marion Gräfin Dönhoff
Zivilisiert den Kapitalismus
Grenzen der Freiheit
Deutsche Verlags-Anstalt
Stuttgart, 1997

Wenn mir auf dem Wochenmarkt (oder woanders) Qualität oder Preis einer Ware nicht gefällt, bleiben mir immer noch einige andere Anbieter.

Wenn ich jedoch monopolartigen Strukturen ausgeliefert bin, dann sieht es für mich übel aus.

Eben daran krankt auch unser Gesundheitssystem. Ich bin schon lange vom Glauben an dessen Wissenschaftlichkeit abgefallen. Letztlich geht es um den wohlklingenden Begriff Wirtschaftlichkeit. Volkswirtschaftlich gesehen liegt jedoch die wahre Wirtschaftlichkeit im Wohl der Menschen und in der Minimierung von Krankheiten mit all ihren Folgen. Doch in diesem System geht es bekanntlich nach dem Motto: „Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht“.

Wen wundert es also, wenn auf diesem Boden so manche Verschwörungstheorien gedeihen?

@Dagmar: Das Tragen von Mundschutz tötet auch nicht die Demokratie, es schützt zu einem gewissen Teil vor Ansteckung.

Für den Nahbereich trifft dies sicher auch zu. Darüber hinaus macht das Ding jedoch keinen Sinn und wird dann zu Recht als lästig empfunden. Da gab es z.B. einige übereifrige Berliner Polizisten, die die in der Bergmannstraße geltende Maskenpflicht auch für Radler durchsetzen wollten. Etwas später erfolgte jedoch eine Klarstellung von oben. Gilt nur für Fußgänger. Ähnlich sieht es mit Bestrebungen aus, den Leuten den Aufenthalt an der frischen Luft einschränken zu wollen. Gerade Länder, die sich mit besonders rigorosen Maßnahmen hervortaten, stehen nicht besser da als Deutschland - im Gegenteil!

@Tina39: .

…Aufgabe der Politik.

Wenn die da oben bemüht sind, einen einigermaßen gerechten Ausgleich innerhalb der Gesellschaft zu erreichen, dann kann dabei etwas Vernünftiges herauskommen. Wenn sie sich jedoch als Lakaien der Wirtschaft (oder mancher dominanter Branchen) verstehen, dann gilt die alte Regel, dass niemand zwei Herren dienen kann.

Ich will niemanden von unseren Regierenden oder so manchen einflussreichen Leuten wie z.B. Bill Gates unlautere Absichten unterstellen, aber gut meinen und gut machen sind bekanntlich zwei verschiedene Sachen.

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Nein, es ist genau das Wesen der „freien Marktwirtschaft“ in der Doktrin des Neoliberalismus, dass der Staat nicht einzugreifen hat. Die Jünger dieser Lehre gehen davon aus, dass jeder staatliche Eingriff von übel sei und die Lösung jedes Problems der Markt.
Wobei sie dabei völlig übersehen, dass Markt und Staat gar keinen Gegensatz sind und die ihnen vorschwebende Wirtschaft unbedingt darauf angewiesen ist, dass der Staat das Eigentum garantiert und rigoros durchsetzt.

Als Antwort auf ein Schreiben, wo es um was anderes ging (Subventionen für Schafe) habe ich von der CDU-Fraktion die Antwort erhalten, dass man nichts fördern wolle, was gegen den Markt sei. Sinn oder Unsinn einer Maßnahme spielten dabei offenbar keinerlei Rolle. Diese Doktrin wirkt, leider, sie bestimmt die Politik weltweit derzeit maßgeblich, mit verheerenden Folgen, auch im Gesundheitsbereich.

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Trifft das wirklich auf die meisten die freie Marktwirtschaft befürwortenden Ökonomen zu? Hast Du dazu wirkich ausreichend recherchiert?

Kommen wir noch einmal zum Titelthema zurück. Es ging dabei um die Aufgaben der Regierung bzw. die Frage, ob und inwieweit sie im Falle der Pandemie eventuell versagt hat. Von Deinen Aussagen:

bleibt (wenn wir die ideologische Sicht wie „der neoliberale Kurs des alles regelnden Marktes“ und Polemik wie „Aber wahrscheinlich ….“ einmal beiseite lassen) übrig:

„dass Krankenhäuser elementare Elemente der Daseinsvorsorge sind, die keinem Profitzwang unterliegen dürfen“ bzw. für die Zukunft, „dass alles getan werden muss um Kliniken zu retten …“.
Aber hat das etwas mit der freien Marktwirtschaft zu tun oder ist es nicht eher ein Indiz für falsche Entscheidungen der Politik, nämlich zur viel zu weit gehenden Privatisierung?

Über die von Dir in Deinem nächsten Beitrag aufgeführten Fehlentwicklungen habe ich sowohl unter dem Aspekt, inwieweit sie der freien Marktwirtschaft geschuldet sind nachgedacht, als auch überlegt, ob sie vielleicht doch auf mangelhafte Wahrnehmung von Aufgaben der Regierung zurückzuführen sind. Meine Schlussfolgerungen im Einzelnen anhand nur einiger Beispiele:

Um Produkte zum Verkauf anbieten zu können, müssen die Anbieter der Produkte Geld investieren/ausgeben. Sie sind Marktteilnehmer, um damit Geld zu verdienen (u. a. zur Entlohnung von Menschen, die aufgrund der von ihnen geschaffenen Arbeitsplätze ebenfalls Geld verdienen – ob genug, steht in diesem Zusammenhang nicht zur Debatte). Geld zu verdienen, setzt höhere Einnahmen als Ausgaben voraus. Würden die Anbieter in ihre Preise noch die Ernährung der ggfls. hungernden Käufer einkalkulieren, ergäben sich Preise, die für die Letzteren erst recht unbezahlbar wären.
Ergo: Die Aufgabe, dass alle Menschen genug Geld haben, um nicht Hunger leiden zu müssen, ist keine Aufgabe der Marktwirtschaft, sondern die unseres (Sozial-) Staates.

Auch das zu verhindern (verrottende Infrastruktur, Bau auf Lößböden in der Wetterbau), ist Aufgabe der Regierenden.

Ebenso wenig sind die Marktteilnehmer schuld, dass es Obdachlose gibt. Dafür Sorge zu tragen, dass sich Spekulationsbauen nicht lohnt, ist ebenfalls eine Aufgabe der Regierenden, nämlich im Rahmen ihrer Finanzmarktgesetzgebung.

Nur nebenbei: Was ich während meiner Lebenszeit nie so empfunden habe und daher für einen Mythos halte, ist, dass die Gesellschaft immer Vorrang hatte

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ergo: mindestens ein keynesianisches Modell muss wieder her, das auf Lenkung, soz. Ausgleich, etc. hinarbeitet, und nicht Alles ‚black rock‘ u. Consorten überlässt.
Das heisst Fürsorgephlicht einerseits, Regulierung anderseits.
Politisches Gestaltungswille zum Wohle der Gesellschaft als Ganzes.
So weit sind wir uns - denke ich - einig.

Darüberhinaus kann über andere Modelle nachdenken, die keine Extrema (neoLiberal vs. Planwirtschaft) darstellen.

Jederzeit sind und waren ‚non profit‘-Unternehmen denkbar und möglich.
Das fängt mit kommunalen Versorgungswerken, Genossenschaften, etc.

Das Daseinsfürsorge - hier Krankenhäuser - massiv privatisiert wurden, rächt sich - wie so viele PPPs (ÖPPs).
Das hatte Methode, die tunigst gründlich zu recht gerückt werden muss.

Der Einwand, der Wirtschaftsliberalen war, ist, und wird sein: öffentliche Hand, Staat könne nicht wirtschaften.

Wenn man/frau die 70er J. betrachtet , dann hatten sie teils Recht.
Grösstenteils aber waren sie schlicht gierig darauf buchstäblich Alles in die Finger zu kriegen.
Erfolgreich.

Das ist ein unnatürlicher Zustand.
Es höllt die Zivilgesellschaft aus,
es höllt die politische Kräfte aus,
es höllt die Demokratie aus.

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Dazu gerade gefunden:

Widerstand gegen Klinikschließungen

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nette Namensähnlichkeit: GiB - DiB
inhaltliche wohl auch.
;- )

Bei der Gelegenheit: In solchen NGOs sind öfter auch DiBies involviert.
Sollte man/frau nicht generell so Etwas wie Delegaturen/ständige Vertreungen zu mind. in ‚Schlüsseln-NGOs‘ installieren ?
(vergl. die ‚Briefaktion‘ )
https://marktplatz.dib.de/t/briefaktion-dib-goes-ngo-ngo-goes-dib/35549
? @marasita ?

da möchte ich wegen Verwechlungsgefahr ja fast schon Abmahnen.

Liebe Grüße!

:dib_spirit:

Tobi

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/leipzig-corona-protest-laeuft-aus-dem-ruder-a-743fbe18-b68c-4480-9da1-bba050b77ef1

Die Zahl der Corona-Infizierten steigt bundesweit rasant. Wir sind alle angehalten, möglichst zu Hause zu bleiben. Es gibt Limits bezüglich der Personenzahl bei privaten Treffen. Besuche in Restaurants sind, unanhängig von der Einhaltung aller Vorsichtsmaßnahmen, bei Inkaufnahme von Existenzgefährdung der Betreiber, verboten.

Ein Demonstrationsaufmarsch mit rd. 20 Tsd. Teilnehmern, die keinerlei Schutzmaßnahmen einhalten, wird aber erlaubt – die Verlagerung in ein Gelände, in dem die Regeln problemlos hätten eingehalten werden können, wird jedoch abgelehnt.

Wird sich das nicht als Superspreader-Event herausstellen? Wie viele mehr Infizierte werden die Folge sein? Wie sollen die „aufgearbeitet“ werden? Siehe:

https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/leipzig-querdenken-grossdemo-politiker-fordern-aufarbeitung-a-30e54066-f2c1-4715-ab78-27594be605c4

Dass es zu dem stattgefundenen Ablauf der Demonstrationen kommen würde, war offenbar auch den politischen Entscheidern von vornherein bewusst. Hätten sie dann bei ihren Entscheidungen nicht dem Schutz von Leib und Leben laut GG Vorrang vor der Demonstrationsfreiheit geben müssen? Wäre dies nicht ein Fall zur Anwendung der Notstandsgesetzgebung gewesen?

Aus der Sicht von Klein-Tinchen war dies ein Versagen der Landesregierung. Aber vielleicht sehen Juristen, wie @WUte und @GerdJung das anders?

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Es geht auch anders. Bei der zweiten großen Demo der Event-Branche in Berlin am 28.10. (war zufällig Bill Gates’ 65.) wurden übrigens die Vorschriften eingehalten. Ein Teilnehmer sagte, für ihn und viele andere sei es bereits fünf nach zwölf.

Auch unserer Nachbar beteiligte sich daran. Er ist für eine Firma tätig, die für solche Anlässe das Non-Food-Equipment bereitstellt.

Ein paar Tage zuvor hatten wir in einem Restaurant unseren zu Beginn des Jahres erhaltenen Gutschein abgefrühstückt. Da war eigentlich jedes Infektionsrisiko ausgeschlossen. Lediglich einige Wespen hielten sich nicht an das Abstandsgebot. Auch daher betrachte ich diesen Teil-Lockdown als einen Akt der Hilflosigkeit. „Wir müssen eben etwas tun!“ Und wen trifft es hauptsächlich? Wieder einmal die braven Bürger, die sich bemühen, sich stets an die Vorschriften zu halten.

Die anderen gehen unseren Ordnungshütern meistens durch die Lappen. Denn um ein 82-Millionen-Volk wirksam zu kontrollieren, bedürfte es eines weitaus stärker aufgestellten Staatsapparates. Also tut man das,was man auch sonst macht, wenn ein paar Bleifüße mit 80 Sachen durch geschlossene Ortschaften brettern und fordert ein Tempolimit von 30 km/h, weil man selbst die geltenden 50 km/h nicht ausreichend wirksam kontrollieren kann.

Am Sonnabend hatte übrigens eine Tageszeitung einen Corona-Toten in Berlin-Köpenick zu vermelden. Ist sicher sehr traurig. Vor wenigen Jahren verstarb jedoch eine noch junge Nachbarin - Mutter zweier kleiner Kinder - die versucht hatte, sich mit Grippodingsbums oder etwas ähnlichem zu dopen, um ihren Arbeitsplatz nicht zu verlieren. Was nimmt man da als Todesursache`Die Grippe? Die durch das Verschleppen begünstigte Hirnhautentzündung? Die dazu benutzten Mittelchen? Oder die Angst um den Job? Jedenfalls wurde ihr keine dicke Schlagzeile gewidmet.

Mir graust es schon vor den nächsten Forderungen, wenn sich die aktuellen Einschränkungen als wirkungslos erweisen sollten. Jedoch gibt es einen Lichtblick: den neuen Impfstoff, der schon im Dezember zum Einsatz kommen soll. Freiwillige vor! Ich halte mich übrigens nicht für akut gefährdet…

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Am vergangenen Samstag wollten wir „ein letztes Mal vor dem Lockdown“ bei unserem Lieblings-Asiaten essen gehen und vorsichtshalber einen Tisch buchen. Keine Chance, zu viele Andere hatten offensichtlich die geiche Idee gehabt. Zwei Plätze nur noch am Sonntag um 2100 Uhr, auch um die Zeit noch voll ausgebucht - zum ersten Mal wieder ein Wochenende, wie vor dem ersten Lockdown

Es gab ein opulentes „Abschiedsbuffet“, nicht nur, um die Gäste zu erfreuen, sondern weil das Inhaber-Ehepaar sich damit im wahrsten Sinne dies Wortes von seinen Gästen verabschieden wollte, um - 40 Jahre, nachdem sie 1980 mit der Cap Anamur als ‚Boatpeople‘ nach Deutschland gekommen waren - schweren Herzens nach (heute Süd-)Vietnam zurückzukehren.

Für Deutschland waren sie die Bilderbuch-Integrierten. Ihre Zeit im Flüchtlingsheim in Bayern hatten sie genutzt, um Deutsch zu lernen.Von dort kamen sie nach NRW, wo der Mann einige Jahre als Hilfsarbeiter in einem Bergbauunternehmen arbeitete und anschließend eine Lehre als Koch in einem gehobenen asiatischen Restaurant absolvierte. Nach 3-jähriger Tätigkeit als Koch hatte er genug gespart, um sich selbständig zu machen. Ein passendes Restaurant fand er in Bad Kreuznach, das hier zum ‚angesagten‘ asiatischen Restaurant mit chinesischer und vietnamesicher Küche wurde.

Gekocht wurde nur mit täglich frischen Marktprodukten, bis zum letzten Detail in der eigenen Küche hergestellt, angeboten zu den niedrigst möglichen Preisen - Tischreservierung dringend empfohlen. Schließlich Umzug in ein größeres Restaurant, um nicht immer mehr Gäste abweisen zu müssen, dieses in ein modernes asiatisches Speiselokal mit einer wunderschönen Terrasse mit asiatischem Flair umgestaltet, d. h. investiert, investiert, investiert. Das Restaurant florierte, doch nennenswerte Rücklagen konnten nicht gebildet werden. So führte die Pandemie zu einem schnellen Aus.

Sie, Thanh und Linh, sind traurig und niedergedrückt, denn nicht nur für sie ist Deutschland längst zur Heimat geworden, sondern zurück bleiben hier ihre 3 Kinder mit ihren Familien, inkl. Enkeln. Ihr einziger Trost ist, dass ihre Kinder so aufwachsen konnten, wie sie es sich bei ihrer Flucht erträumt hatten. Der Sohn hat einen Einser-Abschluss als Maschinenbau-Ingenieur, eineTochter ist Hotelfachfrau in leitender Funktion, nur die zweite leidet ebenfalls unter der derzeitigen Situation, weil sie nach dem Studium eine Eventmanagement-Tätigkeit aufgenommen hatte und nun arbeitslos ist. Zum Glück hat sie einen deutschen Beamten geheiratet :wink:.

Umsichtig und gewissenhaft waren die Inhaber auch im Hinblick auf die Beachtung aller Regeln zur Infektionsvermeidung: Tischzahl (vermehrt kleinere) auf gebührenden Abstand reduziert, große Gesellschaften nichtmehr angenommen, Luftfilter-Klimaanlage angeschafft, Desinfektionsmittel und Hinweisschilder (u. a. Bitte um Händewaschen vor und nach dem Essen) an mehreren Stellen unübersehbar angebracht, Desinfektion der Tische und Stühle vor der Öffnung des Restaurants und bei jedem Gästewechsel, streng kontrollierte Maskenpflicht beim Bewegen im Restaurant, Vorhalt von Reservemasken, falls jemand sie vergessen hatte - mehr geht nicht, und es ist nichts darüber bekannt geworden, dass sich dort ein Gast infiziert hätte.

Müssen solche Restaurants wirklich geschlossen werden, rd. 30 Mitarbeiter tatenlos zu Hause bleiben? Ähnliche Vorsorgemaßnahmen und strenge Regel-Einhaltungskontrolle galt für das von meinem Mann frequentierte Ftness-Studio.

Der neue Lockdown wurde am Mittwoch vergangener Woche beschlossen, der Beginn aber erst auf den folgenden Montag festgelegt. Fünf Tage lang konnten Menschen - wie viele davon in der bereits ausgebreiteten Welle bereits infiziert? - noch überall hinströmen. Die Rechtfertigung eines Politkers in einer Talkschow: Die Medienberichte über die täglich steigenden Infiziertenzahlen müssten Jedem den Ernst der Situation bewusst gemacht haben. Wer dann nicht von selbst eigenverantwortlich Schlüsse zieht, wird vermutlich auch nach Beginn des Lockdowns zu den Verweigerern gehören.

Den Unsinn, Massendemonstrationen zuzulassen, die Verlagerung aufs freie Feld abzulehnen, habe ich schon an anderer Stelle moniert.

Laut Aussagen in ‚Hart aber fair‘ gestern Abend soll er erst Mitte bis Ende Januar verfügbar sein und zunächst nur für Risikopatienten zur Anwendung kommen. An zweiter Stelle sollen Ärzte und Pflegekrafte, danach Polizisten, Lehrkräfte und sonstige ‚systemrelevante Personen‘ dran kommen. Anderen Personen wird die ‚schwere‘ Entscheidung, ob sie sich impfen lassen wollen, wohl noch bis zum Spätsommer erspart bleiben und im Übrigen davon abhängen, dass nach und nach weitere Impfstoffe zugelassen werden können.

Außerdem ist noch offen, in welchen Mengen sie zur Verfügung stehen werden. Nicht alle in einem Land produzierten stehen auch in diesem zur Verfügung, Von dem für Januar angekündigten, von einem deutschen Unternehmen produzierten, haben die USA bereits große Mengen gebucht. Für Europa soll die Verteilung der verfügbaren durch die EU gesteuert werden.

Neu erfahren habe ich bei der Gelegenheit, dass die in der Entweicklung befindlchen Impfstoffe nicht für alle Menschen gleichermaßen, sondern einzelne - je nach Wirkstoffprofil - eher für Alte, Junge, solche mit oder ohne andere Erkrankungen etc. geeignet sind.

Sehr aufwändig ist ohnehin die Organisation der Impfprozesse. Es sollen bundesweit 60 Impfzentren eingerichtet werden. Allein der Transport und die Vorhaltung ist problematisch, da dabei , je nach Impfstoff, eine Temperatur von mind. minus 60 bis 90 Grad gewährleistet sein muss.

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Die Anordnung sich nicht mehr privat zu treffen ist nicht kontrollierbar.

Es wäre besser gewesen, die Restaurants geöffnet zu lassen und die privaten Treffen in die Restaurants zu verlegen, das wäre leichter zu kontrollieren.

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Treffen im eigenen Heim werden vermutlich so oder so stattfinden. Nicht wenige Menschen sind auch finanziell von der Pandemie betroffen und wenn noch nicht unmittelbar, veranlasst doch etlliche die Sorge, was die Zukunft noch bringen mag, dazu, etwas weniger auszugeben und statt dessen lieber für ein kleines Polster zu sorgen.

In meiner Umgebung höre ich, dass Familien und Freunde sich häufiger zu Hause treffen, wobei entweder alle etwas mitbringen oder Lieferservices in Anspruch genommen werden, damit es für die Gastgeber nicht zu teuer wird. Auch Gastronomen berichten, dass selbst Stammgäste mittlerweile - andrs als im Sommer bei denen, die Außenplätze haben - seit dem ersten Lockdown deutlich weniger oft zu ihnen kommen. Selbst Familienfeiern finden wohl inzwischen eher im kleinen Kreis statt, und es wird befürchtet, dass die sonst üblichen betrieblichen Weihnachtsfeiern in diesem Jahr wohl ganz ausfallen werden. Auch darunter leidet die Gastronomie, abgesehen davon, dass auch weniger Gäste untergebracht werden können.

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Ich sehe für dieses Versagen tatsächlich nicht zuerst die Landesregierung oder die Polizei in der Verantwortung, sondern ich schließe mich dem Gerichts-bashing an. Man hätte aus den Erfahrungen andernorts wissen können, dass keinen Absicht bestand, die Auflagen einzuhalten und keine Möglichkeit sie in der Innenstadt durchzusetzen. Die Demo hätte so nicht genehmigt werden dürfen.

Nun könnte man sagen: Bei Stuttgart 21 ist es doch auch gegangen, dass Wasserwerfer gegen friedliche Bürger eingesetzt wurden und da hat man Erblindungen in Kauf genommen. Hat man. Aber das war ein Fehler. Und Fehler muss man nicht wiederholen, nur weil es diesmal „die Richtigen treffen würde“.

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Dieses Virus ist eine ganz neue, so in der modernen Welt noch nie dagewesene Herausforderung für die gesamte Menschheit.

Deshalb würde ich nicht von einem kapitalen Versagen sprechen, man kann nicht alles voraussehen. Und man sollte auch nicht alles bis ins Kleinste vorschreiben, denn die Maßnahmen, durch die die Verbreitung (nicht nur) des Coronavirus verhindert werden kann, sind alllen bekannt- und wir Bürger wollen ja als mündige behandelt werden- also sollten wir uns auch als solche verhalten, und die Schutzmaßnahmen umsetzen. Vielleicht wäre ja die Aufnahme der Personalien der Demo-Teilnehmer eine Möglichkeit gewesen mit anschließendem Bußgeldverfahren (zufgegebenermaßen allerdings auch recht aufwändig…)

Und einen Aufmarsch von 20000 , die sich nicht an die aktuellen Regeln dazu halten, aufzulösen, ohne eine Straßenschlacht zu provozieren, die nur schlecht ausgehen kann, ist unmöglich oder benötigte so viele Polizisten oder gar Soldaten, was sicher auch wieder von der Mehrheit der Bevölkerung negativ bewertet worden wäre.
Also- wie manˋs macht, istˋs verkehrt.

Ich schließe mich @KlapperKlaus an- soviel Weitsicht hätte ein Gericht aufbringen müssen und die Demonstration nicht genehmigen dürfen. Also ein Versagen der Judikative in dem Fall.

Bezüglich des Threadthemas aber mal eine Frage:
was nützt eine Aufzählung der Hinweise für ein Versagen der Bundesregierung,
bzw. brächte es für uns DiBschaft nicht mehr, aufzuzählen, welche Ideen wir hätten, es besser zu machen?

P.S.- :blush: da fällt mir doch glatt mein eigener Thread ein :smiley:

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Im Prinzip ja - aber wie hier zu lesen hat sich dieses Gericht von den meisten anderen sehr weit entfernt

Kurz gesagt - München erlaubt auf einer 4 mal so grossen Fläche nur 1000 Teilnehmer statt 16.000 in Leipzig.
Die Gesetze sind da - werden leider unterschiedlich interpretiert .
Deswegen bin ich auch etwas bestürzt über dieses Urteil -
und auch beim Gerichts-Bashing in diesem Fall dabei - obwohl ich klar sagen
möchte dass ich die Justiz und ihre Rechtssprechung in diesem Land in Summe für sehr gut halte.

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Genau. Und für 20 Zeichen: Auf geht’s!! :dib_spirit: :zukunftsorientierung:

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Zum Beispiel Thema ‚Gesundheitswesen‘ - hier speziell Privatisierung von Krankenhäusern:

https://www.handelsblatt.com/unternehmen/dienstleister/marienhaus-gruppe-wie-ein-katholischer-krankenhausbetreiber-seine-kliniken-kaputtspart/26235482.html?ticket=ST-11592771-ZDUr9pNNFtfs7v3zWbi3-ap3

Oder hier ein Interview mit einer ITS-Plegekraft, aus dem zu entnehmen ist, warum eine Katastrophe nicht nur bezuglich der Versorgung von Corona-Patienten, sondern aller Patienten droht:

https://www.spiegel.de/karriere/corona-aushilfen-auf-der-intensivstation-viele-sehen-uns-nur-als-verfuegungsmasse-fuer-medizinische-leistungen-a-82bae463-33e7-4bf1-8dbc-1e8aff8636e2

Wer einen Adrenalinspiegel-Push braucht, findet ihn beim zusätzlichen Lesen etlicher der Leserkommentare von Pflegekräften zu dem vorstehenden Artikel, die ihren Berufsalltag beschreiben. Sprachlos macht mich z. B. dass die den Pflegekräften im Frühjahr zugesagte Prämie (Einmalzahlung) bis heute offenbar nicht ausgezahlt worden ist, und dass die Forderung von Jens Spahn,Infizierte Pflegekräfte im Notfall weiterarbeiten zu lassen, in einigen Kliniken heute angeblich schon umgesetzt wird.

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/jens-spahn-erntet-kritik-nach-aeusserung-dass-auch-corona-positive-weiterarbeiten-sollen-a-8ee540cc-df63-4686-a2ea-e88393f7beba

Wahrscheinlich gibt es zu einigen dieser Themen schon Inis, doch im Wahlkampf reicht es meiner Ansicht nach nicht, auf Inis zu verweisen, sondern bestimmte Themen müssen explizit gepusht werden.

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