Corona: eine ungleiche Pandemie

Original Veröffentlichung: Corona: eine ungleiche Pandemie | DEMOKRATIE IN BEWEGUNG - DiB

“Das Virus behandelt alle gleich” – solche Aussagen hört man aktuell oft. Auf der biologischen Ebene mag es zwar so sein, dass SARS-CoV-2 alle gleich behandelt, doch die durch das Virus ausgelöste Pandemie trifft nicht alle gleich.

Einige Menschen sind in der finanziellen Lage für vierstellige Beträge Nahrungsmittel und Hygienematerial einzukaufen, während andere gerade mal 150€ pro Monat für ihre Verpflegung zur Verfügung haben. Und dadurch, dass erstere oftmals vor allem günstige Lebensmittel hamstern, bleiben letzteren vor allem die teureren Versionen. Die Pandemie zeigt Ungleichheiten nicht nur auf, sondern verstärkt diese noch.

Dies zeigt sich auch an unterschiedlichen Arbeitsbedingungen. Schon vor der Pandemie gab es hier Unterschiede zum Beispiel in Bezug auf die körperliche Belastung. Ein Teil der Menschen kann seiner Arbeit bequem im Home Office weiter nachgehen, während andere ihre Arbeit verlieren oder ihren Jobs unter teils unmöglichen und selbst gefährdenden Bedingungen weiter nachgehen müssen.

So werden Ausnahmeregeln geschaffen, um 40.000 Erntehelfer ins Land zu lassen, damit der*die Deutsche auf jeden Fall Spargel auf ihren Tellern hat. Die 20.000 Menschen im Flüchtlingslager Moria müssen dort jedoch weiter ausharren. Ohne jegliche Chance sich an die empfohlenen Maßnahmen wie Mindestabstand und regelmäßiges Händewaschen halten zu können. Die Würde des Spargels ist faktisch unantastbar, die des Menschen sollte es auch nicht sein.

Die Pandemie behandelt eben nicht alle gleich. Doch die Situation in Flüchtlingslagern, wie Moria, war schon vor Corona unerträglich, Pflegekräfte arbeiteten schon vorher unter schlechten Bedingungen und das Arbeitslosengeld II war noch nie gerecht. Die meisten Probleme, die nun sichtbar werden, haben ihre Grundlage in politischen Entscheidungen. Das heißt: Sie sind lösbar.

Jetzt braucht es schnelle, akute Lösungen, aber es müssen auch die zugrundeliegenden Probleme beseitigt werden. Langfristig müssen wir politisch etwas ändern. Wir bei DEMOKRATIE IN BEWEGUNG denken, dass wir die besten Lösungen finden, indem wir zusammenarbeiten. Was ist deine Idee?

Der Hackathon der Bundesregierung hat gezeigt, dass viele Menschen großartige Ideen haben. Und dass diese umgesetzt werden können, wenn wir alle zusammenarbeiten. DEMOKRATIE IN BEWEGUNG ist genau so: Wir wollen Menschen mit großartigen politischen Ideen zusammenbringen. Um diese gemeinsam umzusetzen. Bist du dabei?

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Mir kommt gerade ein Interview mit einem französischen Soziologen aus den Vororten von Paris in den Sinn, weiß nicht mehr, wo ich es gelesen habe, der daruaf hinwies, dass die Ausgangssperre ein sehr bürgerliches Konzept sei. Um zu Hause zu bleiben müsse man erst mal ein Zuhause haben. Viele Bewohner der Vororte teilten sich z.B. einen Schlafplatz, aber das kann man ja nicht „Zuhause“ nennen.

Ich mit meiner Familie bin letztlich derzeit sehr privilegiert. Wir wohnen auf dem Land, haben ein großes Haus und einen großen Garten. Hier kann man noch spazieren gehen, weil man eh fast niemandem begegnet und am See ist es schöner denn je, so warm wie im Frühling und so ruhig wie im Winter. Ich habe eine Familie, bei sechs Personen im Haushalt kann man ja nicht von Einsamkeit sprechen. Trotzdem fühle ich mich eingeengt, vermisse soziale Kontakte außerhalb der Familie und wir gehen uns hier ziemlich auf die Nerven.

Wie mag es da erst all den Menschen gehen, die nicht so privelligiert sind? Ich denke manchmal an eine Freundin meines Sohnes, die als Einzelkind mit ihrer Mutter in einer kleinen Neubauwohnung wohnt. Die Spielplätze sind geschlossen (wir haben eine Schaukel im Garten), es gibt keine Geschwister, also keine anderen Kinder, mit denen sie spielen kann. Schon vor Corona war sie traurig, keinen Hortplatz zu haben und nachmittags ohne andere Kinder zu sein.

Und die haben immerhin eine Wohnung. Das trifft ja auch nicht für jeden zu…

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