Situationsbeschreibung: aus eigener Erfahrung ist der Zugang zu Leistungen privater oder auch staatlicher Versicherungsleistungen von chronisch Kranken erschwert oder gar nicht möglich. Dies ist ais meiner Sicht eine
Form von Diskriminierung. Wenn man eine Behinderung hat oder chronisch krank ist, kann man keine (private) Versicherung abschliessen.
Ich fordere, dass die Versicherungen verpflichtet werden, chronisch Kranke zu vernünftigen Bedingungen zu
versichern. Wäre das eine Initiative wert? Suche Mitstreiter.
Lieber Alfonso, wenn ein Versicherer Verträge anbieten soll, von denen er im Voraus weiß, dass er Leistung erbringen muss, ist er als ordentlicher Kaufmann/Frau verpflichtet, dieses einzupreisen. Die Kalkulation eines Versicherungsunternehmens beruht unter Anderem auf dem Prinzip der großen Zahl. D.h. viele der Versichertengemeinschaft zahlen ein, wenige nehmen Leistung in Anspruch.Ein Tarifwerk, welches von Anfang an mit bis zu 100% Leistungsempfängern rechnen muss, wäre wenn überhaupt nur mit entsprechend hohen Beiträgen finanzierbar. Ein Tarifwerk, welches auf die Risikoselektion verzichtet, wäre in kürzester Zeit „überschuldet“ und müsste geschlossen werden, was dazu führt, das die Prämien wiederum extrem steigen würden.
Hallo Rob,
Deine Ausführungen kann ich nachvollziehen, aber als jemand der chronisch krank ist, fühle ich mich diskriminiert.
Wir messen hier mit zweierlei Maß: es kann nicht angehen, dass man noch bestraft wird, weil man chronisch krank wird und nicht die Leistungen bekommt wie jemand der nicht chronisch krank ist. Wir haben eine Zwei-Klassen-Medizin. Mir geht es um den Menschen, nicht um die Profite der Firmen. Da muss das dann halt auch aus der Solidarkasse kommen. Die Gesetze sind so gestrickt, dass die Firmen chronisch Kranke ablehnen können. Niemand kann sich vorstellen, der nicht chronisch krank ist, in welche Bredouille man kommt, wenn man auf die Leistungen einer Kasse angewiesen ist. Wir sollten nicht auf den Profit der Firmen schauen, sondern darauf, was die Menschen brauchen. Das, was Du da skizziert hast, ist nach meiner Meinung keine Problemlösung.
Lieber Alfonso, natürlich keine Problemlösung. Aber es gilt auch die Vertragsfreiheit Art. 2 Abs. 1 GG. Dies als Diskriminierung anzusehen sehe ich so nicht. Tatsächlich gibt es in der privaten Versicherungswirtschaft aber auch Tarife mit Annahmezwang z.B. Kfz Haftpflicht und in der Krankenvollversicherung den sogenannten Basistarif, der zum Großteil wie die gesetzliche KV strukturiert ist. Für chronisch Kranke gibt es es schon jetzt spezielle Programme der Krankenversicherungen. In wie weit diese auch z.B. auf deinen Fall anwendbar sind kann ich natürlich aus der Ferne nicht beurteilen. Mein persönlicher Tipp. Es werden von den Krankenversicherungen unterschiedliche Programme angeboten. Da solltest du Mal recherchieren, ob eine deine Bedürfnisse abbildet. Zum Grundproblem: Mehr Hilfe für chronisch Kranke kann nur über die Solidargemeinschaft erreicht werden. D.h. ggf. die Erweiterung der Programme auf zusätzliche chronische Krankheiten. Privatanbieter in die Pflicht zu nehmen, erachte ich aktuell für verfassungswidrig.
Das mag durchaus so sein, hat aber mit der Eingangsforderung wenig zu tun. Zur Erläuterung: eine private Krankenvoll/zusatzversicherung hat einen Leistungskatalog indem klar definiert ist, welche Leistungen erbracht werden. Dieser erstreckt sich über ambulante, stationäre und dentale Leistungen bis hin zu Heil,- und Hilfsmittel. Werden medizinische Leistungen in Anspruch genommen, welche vertraglich nicht vereinbart sind, gibt es keine Erstattung. In dem Eingangspost wird gefordert, dass private Krankenversicherer zur Aufnahme von chronisch Kranken verpflichtet werden. Dies halte ich wie erläutert für nicht durchsetzbar, bzw. verfassungswidrig und auch nicht für diskriminierend.
Und ja, ich bin auch für die Bürgerversicherung, allerdings nicht weil dann die medizinische Versorgung für alle besser wird. Wer darauf hofft wird sicher bitter enttäuscht sein.
Also ich erkenne hier zwei Probleme die angesprochen sind:
Zum ersten: Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Man kann sich ja nur gegen etwas versichern, was vlt. mal kommen kann, damit es Sinn ergibt. Bei jemanden der schon krank ist, kann doch nur noch ein Vertrag über zu zahlende Leistungen abgeschlossen werden.
Bin nicht so im Thema drin, aber gilt dann nicht das Bundesteilhabegesetze, so dass man in die Gesetzliche Versicherung aufgenommen wird?
Zum zweiten:
Lässt sich denn belegen, dass chronisch kranke Menschen der Zugang erschwert wird? Das Thema Leistungsvorenthaltung ist wohl ein Problem, dass alle Versicherten haben und liegt halt auch am System, wo Krankenkassen haushalten müssen. Hier sehe ich nur die Möglichkeit konkret Fehlerzustände öffentlich zu machen und zu ändern.
Ja, genauso sollte das sein: als „Bürgerversicherung“ mit weiteren privaten Zusatzleistungen, bei der aber grundsätzlich
kein chronisch Kranker durchs Rost fällt, auch wenn er sich bestimmte Zusatzleistungen braucht, die nicht mit der Basisleistung abgedeckt ist. Für diese Fälle muss es auch Lösungen geben!
Lieber Alfonso, genau da „beisst sich der Hund in den Schwanz“ Wenn per Gesetz private Versicherer gezwungen werden, Leistung auch bei bereits bestehenden Erkrankungen, welche durch die gesetzliche KV nicht bzw. nur unzureichend abgedeckt sind durch dann abzuschließende Verträge, zu bezahlen, wieso sollte ich dann schon vorher als „Gesunder“ einen derartigen Vertrag abschließen. Die Folge wäre, dass in einem solchen Tarif nur Leistungsempfänger wäre. Zur Finanzierung müssten dann alle Versicherten, die weniger Leistung beanspruchen, diejenigen mitfinanzieren, welche erhöhte Leistungen in Anspruch nehmen. Einige profitieren, andere zahlen mehr als Sie ohne Versicherung an Kosten hätten. So ein Tarif hat am Markt keine Chance. Hier gäbe es nur eine Lösung. Eine verpflichtende Zusatzversicherung für Alle. Die wäre ohne Gesundheitsprüfung finanzierbar.
ich verstehe deinen Ärger sehr gut. Aber der Zugang zur privaten Krankenversicherung würde das Problem nicht lösen.
Ich kenne einen Fall, da geht um einen privatversicherten Arbeitnehmer in der IT-Branche. Der hat eine schwere Hirnblutung erlitten und ist nun ein Schwerstpflegefall, d.h. voll erwerbsunfähig und kann keine private Krankenversicherung mehr bezahlen, da er im Pflegeheim lebt und Sozialhilfe bezieht.
Er wurde von seiner Versicherung in den Basistarif herunter gestuft. Der bekommt noch weniger Leistungen als gesetzlich Versicherte.
Ihm wird nicht einmal mehr Physio- und Ergotherapie zugestanden. Als Folge davon werden Muskeln und Gelenke immer steifer und er leidet unter schmerzhaften Muskelkrämpfen.
Die stereotype Begründung für die Ablehnung lautet: Es besteht keine Aussicht auf Besserung, die Arbeitsfähigkeit kann nicht wieder hergestellt werden.
Aber ich gebe dir recht: Diese Verhältnisse sind indiskutabel und müssen geändert werden. Aber nicht auf diesem Weg, sondern eher andersrum: Alle sind in der gesetzlichen Krankenversicherung (Bürgerversicherung) und wer will (und kann), kann Zusatzleistungen in einer privaten Versicherung zusätzlich versichern.
Wichtig ist natürlich, dass Jede/r die Leistungen bekommt, die er/sie braucht. Das darf nicht von einer Zusatzversicherung abhängig sein.
Danke für eure Antworten. Wir sollten das Thema ruhig weiter diskutieren, bis sich gute Lösungsmöglichkeiten abzeichnen. 100 Jahre warten sollte man nicht. Für die bereits chronisch Kranken, denen man j e t z t ! helfen
muss, könnte man zum Beispiel aus Spenden finanzierte Fonds einrichten. Die hohen Kosten für chronisch Kranke der Zukunft wäre zum Beispiel aus einem Teil der Beiträge der Bürgerversicherung in Risikoversicherungen stecken. Das wären gut und gerne einige Milliarden Beiträge, die in Versicherungen privater Natur fließen würden. Für diese Versicherungsleistung müßte man natürlich entsprechende willige
Partner in der Privatversicherungswirtschaft finden. Die Krankenversicherung wäre zum größten Teil immer noch solidarisch. Jeder kann von einer schweren Erkrankung betroffen werden, und dann wird er darüber sehr anders denken. Was meint ihr?
Meine Tendenz in dieser Sache geht auch in Richtung Abschaffung der Privatversicherung und eine Krankenversicherung in die Alle einzahlen und zwar anteilig vom Gehalt, ohne Deckelung.
Niemand sucht sich seine Krankheit aus und bei gewissen Krankheiten kommen auch Millionäre in Finanzierungsnot.
Wenn sich dann Jemand beschwert dass sie/er Tausende Euro in die Krankenkasse eingezahlt hat und nicht die adäquate Leistung zurück bekommen hat, dem würde ich sagen: Sei froh, dass du so gesund bist und diese Leistungen nicht nötig hast.
Liebe Leute, schön dass Ihr hier so eifrig diskutiert. Allerdings ist diese Diskussion von Unwissen durchzogen. Mach ich euch nicht zum Vorwurf, da muss man schon entsprechend mit der Materie vertraut sein. Grundsätzlich gilt: der Basistarif bildet die GKV nach. Der Basistarif ist bei allen Privatanbietern gleich. Weiter oben wurde geschrieben,dass ein Patient keine Physio aus dem Basistarif erhält. Physio und Krankengymnastik sind Bestandteil des Basistarifes. Im Basistarif gilt Annahmezwang ohne Gesundheitsprüfung. Dabei gilt: wer keinen Versicherungsschutz besitzt, muss von der Kasse aufgenommen werden, bei der er/sie zuletzt versichert war. Eine Rückkehr in die gesetzliche KV ist unter bestimmten Voraussetzungen möglich Gerne stehe ich euch mit weiteren Infos zur Verfügung. Dann per PN. Ach ja wer sich mal durch die Leistungen des Basistarifes "durch kämpfen " möchte. Hier der Link zu den allgemeinen Versicherungsbedingungen: https://www.pkv.de/service/broschueren/musterbedingungen/avb-bt-2009.pdb.pdf
Wir dürfen die Sache hier nicht aus den Auge verlieren, dafür ist das zu wichtig, aber wir müssen auch nicht in Hektik verfallen, solange Deutschland noch keine reguläre neue Regierung hat, wird sich im Parlament sowieso nichts tun, d.h. auch mögliche neue Petitionen kann man ganz entspannt angehen.
Die SPD wird möglicherweise in Koalitionsverhandlungen eine Bürgerversicherung fordern.
Hallo Ellen, habe erst jetzt deine Nachricht gelesen. Da ich das nicht mehr schaffe, denke könnt ihr die Gruppe schließen (wenn nicht schon geschehen).